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Ein barockes Juwel an der Murg

Die St. Laurentius-Kirche stellt ein Stück Heimat für die Menschen dar. Foto: Pfarrgemeinde St. Laurentius

Die Barockkirche St. Laurentius in Bad Rotenfels feiert in diesem Jahr ihren 250. Geburtstag. Zum Kirchweih-Jubiläum war selbst der Freiburger Erzbischof Stephan Burger in den Gaggenauer Bad-Stadtteil gekommen. Zu den Geschenken, die er entgegennehmen durfte, gehörte neben etlichen Spezialitäten aus Bad Rotenfels auch ein Kirchenführer über das barocke Kleinod an der Murg. Auf zwölf modern und attraktiv gestalteten Seiten erfahren Besucher und Interessierte einiges über die Geschichte der Pfarrei, die vor mehr als 900 Jahren bereits begonnen hatte.

Kirche und Gemeinde verbindet viel in Bad Rotenfels, was sich schließlich auch am Märtyrerrost des Heiligen Laurentius im Ortswappen widerspiegelt. Historische Bilder, zusammengetragen und zur Verfügung gestellt vom Heimatverein Bad Rotenfels, dokumentieren einige besondere Ereignisse der zurückliegenden Jahre – unter anderem, der Einbau der Glocken 1926. Bei einem „Rundgang durch die Kirche“ sind in der handlichen Broschüre Altäre, Figuren und der Kreuzweg zu sehen – erklärt wird zudem das aufwendig gestaltete Deckengemälde, das das Martyrium des Kirchen-Patrons darstellt. Und natürlich darf auch das „Laurentiuslied“ nicht fehlen, das für viele Rotenfelser von besonderer Bedeutung ist und bei besonderen Anlässen wie dem Patrozinium im August im Gottesdienst lautstark gesungen wird.

Neuer Kirchenführer liegt kostenlos aus

Durch einleitende Grußworte von Pfarrer Tobias Merz werden die Leser und Gäste der Kirche auf die Bedeutung des Gotteshauses aufmerksam gemacht. „Die Kirche gibt uns das Gefühl von Heimat“, schreibt Merz, und dass diese Kirche allen Menschen gehöre. Den Besuchern wünscht er: „Dass sie etwas von der Nähe des Himmels spüren.“ Das „Badische Tagblatt“ spielt für diesen Kirchenführer ebenso eine Rolle: Redakteur Thomas Riedinger zeichnet für die Texte und etliche Bilder verantwortlich, Mitarbeiterin Elke Rohwer hatte erst kürzlich eine Serie über die Kirche im „Badischen Tagblatt“ veröffentlicht. Judith Sandhaas kümmerte sich um die historischen Daten. Für die ansprechende Gestaltung und das Layout zeichnete Alexandra Kaus verantwortlich.

„Wir wollten weder einen Reiseführer noch ein kunsthistorisches Werk, sondern ein Büchlein, an dem die Rotenfelser ebenso ihre Freude haben wie Gäste, die den Kirchenführer ganz einfach mitnehmen können“, sagte Riedinger bei der Übergabe an den Erzbischof. Der Kirchenführer liegt kostenlos unter anderem am Hauptportal von St. Laurentius und in einigen Tourismusbüros wie im Unimog-Museum aus.

Ein Stück Heimat für die Menschen

Die Kirche und der Kurstadtteil sind eng miteinander verbunden – klar sichtbar wird das am Ortswappen. Der Blick von den Bergen des Nordschwarzwalds, vom Schanzenberg und Eichelberg, oder vom Kurpark und der nahen Murg aus schweift unweigerlich auf die Kirche. Kommt man von der Autobahn, so werden die Gäste auf der B 462 von St. Laurentius im Murgtal und Gaggenau begrüßt – nach Einbruch der Dunkelheit in einem ganz besonderen Ambiente.

Die St. Laurentius-Kirche hat Kriege überstanden, sah Geistliche kommen und gehen, und sie erlebte glückliche und traurige Momente des Gemeindelebens. Die einst selbstständige Pfarrgemeinde gibt es heute nicht mehr. Sie ist jetzt Teil der Seelsorgeeinheit Gaggenau. St. Laurentius gilt als eine lebendige, aktive Gemeinde mit zahlreichen Gruppen: Angeboten werden unter anderem Krabbelgottesdienste, es gibt einen Kinder-Liturgiekreis, aktive Pfadfinder, eine Frauengemeinschaft, einen viel beachteten Kirchenchor, den Rentnerclub mit seinen Aktivitäten, einen Familienkreis und eine Gruppe pflegender Angehöriger.

Viele Gruppen und ein besonderer Verein

Die Gruppe der Ministranten ist besonders groß, das würdigte jüngst auch der Erzbischof, der von rund 80 Jungen und Mädchen zum Gottesdienst an den Altar begleitet wurde. Beeindruckend ist, dass in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Rotenfelser Ministranten das Theologiestudium abgeschlossen hat, um Pfarrer zu werden. In diesem Jahr wurde Jan Lipinski in Freiburg zum Priester geweiht, seine Primiz feierte er in seiner Heimatgemeinde in Bad Rotenfels.

Der Verein „Menschen für St. Laurentius – Netzwerk Kirche – Kultur – Soziales“ ist eine Besonderheit. „Ziel des Vereins ist es, einen Beitrag zu leisten, um Räume zu schaffen und zu erhalten, wie zum Beispiel das Gemeindehaus, die Kirche, den katholischen Kindergarten sowie die St. Sebastians-Kapelle“, sagt Heinz Goll, Vorsitzender des Vereins. Es gehe aber auch darum, das kirchliche, kulturelle, soziale und gemeinschaftliche Leben zu fördern. So veranstaltet der Verein unter anderem regelmäßig Konzerte, spendet Geld für soziale Projekte, zum Beispiel in Afrika, und bringt sich in der Flüchtlingshilfe ein.

Ausgeprägtes „Wir-Gefühl“ gehört dazu

„Ich verbinde mit der Laurentiusgemeinde ein Gefühl von Heimat, Geborgenheit und Vertrautheit“, so Georg Bierbaums, Gesamt-Pfarrgemeinderatsvorsitzender der Seelsorgeeinheit Gaggenau. „Die Gemeinde steht zusammen als Gemeinschaft mit einem ausgeprägten ,Wir-Gefühl‘. Davon fühlen sich auch Menschen angesprochen, die nicht regelmäßig den Sonntagsgottesdienst besuchen. Die Laurentius-Kirche gehört einfach zu Rotenfels dazu.“

Erzbischof Stephan Burger sagte beim Festgottesdienst zum Jubiläum: „Am 17. Juni 1767 wurde diese Kirche feierlich eingeweiht. Die Menschen in früheren Dekaden wurden von manchem Schicksalsschlag getroffen, aber der Glaube ist im Murgtal lebendig geblieben. Doch was wären die Menschen ohne den Glauben? Stellen Sie sich ein Leben ohne Feiertage, ohne Kirche vor!“, forderte er die Anwesenden mit energiegeladener Stimme auf. „Kritiker könnten mit Verfehlungen der Kirche dagegen argumentieren. Doch stellt sich die Frage, welche der beiden Seiten letztlich überwiegt. Der heutige Gottesdienst ist nicht nur eine Feierstunde für das Gebäude. Vielmehr sollten wir uns fragen, was die Vorfahren damals bewogen hat, diese Kirche zu errichten und ob diese Gründe heute noch gelten.“