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Ewald Beile, OB Christof Florus und Sigrid Rißmann enthüllen das Schild der Wilhelm-Beile-Straße.
Ewald Beile, OB Christof Florus und Sigrid Rißmann enthüllen das Schild der Wilhelm-Beile-Straße.
© StVw

Unter herzlicher Anteilnahme ehemaliger Weggefährten, Kindern der Erich-Kästner-Schule und von Stadträten wurde die Wilhelm-Beile-Straße in Bad Rotenfels eingeweiht. Die Enthüllung des Straßenschilds nahmen Oberbürgermeister Christof Florus, Sonderschulpädagogin Sigrid Rißmann und Ewald Beile als Bruder des Verstorbenen vor. „Als es darum ging, der neuen Erschließungsstraße des Baugebiets ,Nördlich der Pestalozzistraße‘ einen Namen zu geben, entschied sich der Gemeinderat für Wilhelm-Beile-Straße. Ich denke, diese Entscheidung hätte kaum besser ausfallen können, denn Wilhelm Beile wirkte hier in unmittelbarer Nachbarschaft im Schulzentrum Dachgrub über mehr als 18 Jahre lang als hochverdienter Gründungsrektor der Erich-Kästner-Schule“, sagte OB Florus.

Beile, der zwischen 1932 und 2012 lebte, war ein außerordentlich begabter und einfühlsamer Pädagoge und gehörte in dieser Eigenschaft zu den Pionieren des Sonderschulwesens im Murgtal, ja, er ist dessen Begründer. Angefangen hat alles 1963 in Gaggenau-Ottenau, wo Beile in der Alten Schule die erste Sonderschulklasse des Murgtals in Trägerschaft des Landkreises – zunächst als Außenstelle der Merkurschule –  ins Leben rief und eröffnete. Begonnen hat er mit 15 Schülerinnen und Schülern, die bis 1973 – innerhalb von zehn Jahren – sich auf 212 Schülerinnen und Schüler mit 14 Lehrkräften vervielfachten. Diese rasante Entwicklung ist Spiegelbild des segensreichen Wirkens von Beile, dem es gelungen war, die Akzeptanz für seine Schulart zu fördern und das Prinzip der Hilfsschule bekannt zu machen. Sein unermüdliches Engagement für den lernschwachen Schüler trug entscheidend dazu bei, Vorurteile gegenüber der Förderschule abzubauen, Sonderschulkinder zu entstigmatisieren und ihnen eine ganz normale Berufsausbildung zu ermöglichen. Durch seine Überzeugungsarbeit bei Eltern und Lehrern wuchs die Schülerzahl rasch, und der Schulraum in Ottenau wurde im Lauf der Jahre zusehends knapp.

Als die Schule infolgedessen 1973 buchstäblich aus allen Nähten platzte und man deshalb Räume an sechs Standorten belegen musste, fiel im Gaggenauer Rathaus unter Federführung von Oberbürgermeister Dr. Helmut-Dahringer die Entscheidung für den Bau des Schulzentrums Dachgrub und damit auch für die Errichtung einer Sonderschule als integralem Bestandteil. Architekt war der heutige Ehrenbürger, Professor Christoph Kohlbecker. Der Umzug von Ottenau nach Bad Rotenfels fand Ende 1975 statt, die Einweihung der Schule Anfang 1976. Der Name Erich-Kästner-Schule, den die Schule seit 1977 trägt, geht auf den Vorschlag von Wilhelm Beile zurück. Hier erfuhr das Lebenswerk von Wilhelm Beile – der aus heutiger Sicht der richtige Mann zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle war – seine verdiente Krönung.

Nach 42 Jahren im Schuldienst und fast zwei Jahrzehnten an der Spitze der Erich-Kästner-Schule wurde er 1994 in den Ruhestand verabschiedet – als „Vater“ der Schule und ihr Spiritus Rector. Beile, der auch Mitbegründer und Ehrenmitglied der Lebenshilfe Rastatt/Murgtal war, blieb selbst als Ruheständler seiner Mission treu, indem er im Helmut-Dahringer-Haus auf dem Gebiet der Sprachheilkunde ehrenamtlich wirkte, um so Bewohnern, die einen Schlaganfall erlitten hatten, bei der Rückkehr zur Artikulation zu helfen. Gerne sang er, der musisch Begabte, auch bei den „Half Past Six Singers“ mit, deren Gründungsmitglied er war.

„Ich freue mich sehr, dass wir heute die neue Straße hier in Bad Rotenfels nach diesem unvergessenen Mann, dem auch ein Aufsatz im aktuellen Heimatbuch des Landkreises gewidmet ist, benennen“, schloss der Oberbürgermeister. Auch Sigrid Rißmann und Irene Dekorsy, dienstältestes Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Rastatt/Murgtal, dankten ganz herzlich für den neuen Straßennamen. Manuel Metzmaier, als heutiger Rektor der Erich-Kästner-Schule ein Nachfolger von Wilhelm Beile, kündigte an, die künftigen Anlieger der neuen Straße per Handzettel über die großen Verdienste von Wilhelm Beile informieren zu wollen.