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Das Lärmdisplay bei Michelbach zeigt Verkehrsteilnehmern auf, dass sie langsamer oder leiser fahren sollen
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Regelmäßig gibt es bei der Stadtverwaltung Beschwerden über rücksichtsloses Verhalten im Straßenverkehr. Vor allem Verkehrsteilnehmer, die durch die Straßen rasen und viel Lärm machen, sorgen für berechtigten Unmut. Straßenverkehrslärm  wäre vermeidbar, wenn sich jeder an Regeln halten würde und sich verantwortungsbewusst verhält, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Gaggenau. Mit verschiedenen Maßnahmen will die Verwaltung deshalb mehr für das Thema Lärm sensibilisieren und aufzeigen wie sehr Verkehrslärm die Lebensqualität beeinträchtigt. Dazu wird seit einigen Monaten bei der Stadt Gaggenau ein Konzept mit mehreren Maßnahmen entwickelt. Ein Baustein ist das bereits zwischen Michelbach und Freiolsheim angeschaffte Lärmmessgerät, das aufzeichnet wie schnell und vor allem auch wie laut die Verkehrsteilnehmer unterwegs sind. Entsprechend werden sie auf einem Display aufgefordert, leiser oder langsamer zu fahren. Erste Ergebnisse wertet die Verwaltung als erschreckend und verweist darauf, dass es einen hohen Anteil an fahrbaren Untersätzen gibt, die über 85 Dezibel liegen. Bis zu 98 Dezibel wurden bereits gemessen. Genauso traurig ist das Ergebnis bei den Geschwindigkeiten. Bei 113 Stundenkilometer liegt hier der unfassbare Rekord. Die gesamten Daten sollen bis zum 18. Oktober ausgewertet werden und dann im Rahmen einer Podiumsdiskussion des Arbeitskreises Umwelt vorgestellt werden. Zu der Veranstaltung im Bürgersaal des Rathauses kommt auch der Lärmschutzbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Thomas Marwein. An diesem Abend soll das Thema Straßenverkehrslärm aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden und auch mögliche Auswege aus dem bestehenden Dilemma aufgezeigt werden. Dabei geht es auch darum zu verdeutlichen, welche Folgen Lärm auf die Gesundheit eines jeden einzelnen haben kann. Im Herbst soll das Lärmmessgerät in Michelbach abgebaut und in der Innerstadt aufgebaut werden, um auch hier erzieherisch tätig zu werden. Dass die Gaggenauer Stadtverwaltung damit relatives Neuland betritt, zeigen die zahlreichen Anfragen anderer Kommunen beim Gaggenauer Ordnungsamt. Nach Kenntnisstand der Pressestelle ist Gaggenau die einzige Kommune in Baden-Württemberg, die ein solches Gerät im Einsatz hat. Gute Erfahrungen hat die Verwaltung auch mit den Geschwindigkeitsanzeigetafeln gemacht, die ebenfalls an die Vernunft der Fahrer appellieren. Wenn in verkehrsberuhigten Bereichen den Fahrern lachende oder traurige Gesichter angezeigt werden, „wird mal das Belohnungszentrum im Gehirn und mal das schlechte Gewissen aktiviert“. In jedem Fall verbessern sich die Messergebnisse. Denn auch wenn es nicht blitzt und keine Strafzettel verteilt werden, die Anzeigetafeln liefern dennoch auswertbare Messergebnisse. Aufgrund der guten Erfahrungen mit diesen Geräten, will die Verwaltung hier weitere anschaffen. Und auch in mehr Radargeräte soll investiert werden. Das städtische Ordnungsamt prüft derzeit gerade verschiedene Möglichkeiten. Ziel sei es, künftig auch nachts deutlich intensiver Temposündern auf die Spur zu kommen. Im ruhenden Verkehr hat sich die Personalaufstockung bereits positiv ausgewirkt und für eine entspanntere Situation gesorgt. Oberbürgermeister  Christof Florus und Bürgermeister Michael Pfeiffer gehen deshalb davon aus, dass durch weitere Maßnahmen, das Ziel der Lärm- und Gefahrenminderung erreicht werden kann. Dabei könnte es so einfach sein, wenn sich jeder rücksichtsvoll gegenüber seinen Mitmenschen verhält, sich keine Wettrennen liefert oder nicht unüberhörbar durch die Straßen brettert.