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Mit einem Display versucht die Stadtverwaltung den Lärm am Ortsausgang von Michelbach zu schmälern.
Mit einem Display versucht die Stadtverwaltung den Lärm am Ortsausgang von Michelbach zu schmälern.
© StVw

Straßenverkehrslärm – namentlich der vermeidbare und überflüssige, weil willkürlich durch entsprechende Fahrzeuge und Motorräder verursachte – ist eine Geißel der Menschheit gerade in unseren Breitengraden. Dabei kann dieser Lärm Lebensqualität entscheidend schmälern und längerfristig sogar zu ernsthaften Erkrankungen der in Mitleidenschaft Gezogenen führen.

Um dieses aktuelle Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und Auswege aus dem bestehenden Dilemma zu suchen, veranstaltet der Gaggenauer Arbeitskreis „Umwelt und Natur“ (AKU) eine Podiumsdiskussion über Verkehrslärm. Oberbürgermeister Christof Florus lädt alle Interessierten zu dieser Veranstaltung ein, namhafte und kompetente Referenten – darunter Thomas Marwein MdL, Lärmschutzbeauftragter der baden-württembergischen Landesregierung – sitzen auf dem Podium. Die Podiumsdiskussion findet am Donnerstag, 18. Oktober, 19 Uhr, im Bürgersaal des Gaggenauer Rathauses statt.

„Der Motor springt mich an … was passiert, wenn einem die ersten Zündungen in die Ohren ballern. Seine sportlichen Gene kommen in einem leichten Naked Bike wie der neuen Duc voll zum Tragen und werden die Vollgasfans begeistern“: Schon diese Aussage von „motorrad online“ in einem Motorradtest vom Frühjahr dieses Jahres tut der lärmgeplagten Bevölkerung in den Ohren weh. „Wussten Sie schon, dass es in Deutschland 18.000 Bürgerinitiativen gegen Straßenverkehrslärm gibt? Das bedeutet, dass es auf 4.500 Einwohner, also in jeder Kleinstadt, eine solche Initiative gibt“, bemerkt der für die Organisation der Podiumsdiskussion zuständige Folker Hahn vom AKU.

Seit mehr als einem Jahr hat sich der AKU des Themas angenommen. Zwei Berichte darüber in der „Gaggenauer Woche“ haben zu zahlreichen Reaktionen aus der Bevölkerung geführt – allesamt mit dem Tenor, dass vor allem mutwillig erzeugter Straßenverkehrslärm als Belastung wahrgenommen wird. Die Idee des AKU, sich mit dem Thema im Rahmen einer Podiumsdiskussion auseinanderzusetzen, entstand bei Gesprächen am „Runden Tisch der Arbeitskreise Stadtmarketing“, einer Einrichtung, bei der sich die Arbeitskreise der Stadt zusammen mit dem Oberbürgermeister, Mitgliedern des Gemeinderats und Vertretern der Stadtverwaltung über ihre Pläne austauschen.

Nach Recherchen und Anfragen in viele Richtungen konnte ein breites Spektrum an Podiumsmitgliedern gewonnen werden. Der Lärmschutzbeauftragte Marwein wird bei der Veranstaltung das Eingangsreferat zum Thema Lärm halten und anschließend auf dem Podium Platz nehmen. Weitere Teilnehmer auf dem Podium werden sein: OB Florus, Dieter Spannagel (Gaggenauer Amtsleiter Bürgerservice und Ordnung), Peter Westermann, Leiter der Verkehrspolizei Baden-Baden, Dirk Johae von der Motor Presse Stuttgart, Thomas Hätty vom ADAC und zwei Gaggenauer Bürger – Uwe Knauer als langjähriger Motorrad-Berufspendler und Konstantin Rost von der „Interessengemeinschaft gegen Lärm L 613 Michelbach“.  Moderatorin der Veranstaltung ist Jutta Walter.

Die IG Lärm Michelbach hat mit der Unterstützung des AKU und in Zusammenarbeit mit den Organen der Stadt Gaggenau bereits einige Ziele erreicht. Die auffallendste Maßnahme ist das Lärmdisplay am Ortsausgang von Michelbach in Richtung Moosbronn. Außerdem gibt es inzwischen auf der Strecke von und nach Moosbronn Geschwindigkeitsbegrenzungen vor allem an der Bushaltestelle „Mayersbild“ und Schilder „Drehzahl runter“ an beiden Ortsausgängen.

Ziel der geplanten Podiumsdiskussion ist die Information der Bürger über:

•      Lärm-Hotspots in Gaggenau

•      Maßnahmen zur Lärmminderung, die in Gaggenau bereits erfolgt sind

•      gesetzliche Bestimmungen bezüglich der Lärmimmission, das heißt die Auswirkung des Lärms auf die  Umwelt/den Menschen

•      Messmethoden und Regularien für die Zulassung von Kraftfahrzeugen, die Herstellern von Kraftfahrzeugen großen Spielraum für Manipulationen bieten

•      die zweifelhafte Rolle der Zubehör-Hersteller, die zum Beispiel sogenannte „Sound Design-Anlagen“ anbieten, die in der Grundeinstellung den gesetzlichen Vorschriften genügen, aber, wie der Name schon sagt, in anderen Einstellungen Lärm produzieren, der zum Teil weit über den gesetzlich erlaubten Grenzwert hinausgeht

•      die Maßnahmen, die Kommune, Kreis, Land und Bund für die Zukunft ergreifen wollen

•      die Rolle, die die Motor Presse und der ADAC im Bezug auf das Lärm-Thema spielen wollen

•      die Frage, was Bürger tun sollen, wenn sie durch mutwilligen Lärm belästigt werden.

„Es wird schließlich die Forderung an die Politik ergehen, Maßnahmen zu ergreifen, um dem Lärmproblem wirksam zu begegnen, das heißt, dass Gesetze und Bestimmungen den Schutz vor mutwilligem Erzeugen von Lärm garantieren müssen. Eine andere Forderung wird sein, die Polizei so auszustatten, dass sie die Einhaltung bereits bestehender Regelungen überwachen kann. Schließlich wird noch ein Apell an die Motorsportvereine ergehen, ihre Mitglieder zur Rücksichtnahme bei der Ausübung ihres Hobbys zu ermahnen“, kündigt Organisator Hahn vom AKU an.