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Die Geschichte darf sich nicht wiederholen

Kranzniederlegung im Gedenken an die Opfer.
Kranzniederlegung im Gedenken an die Opfer.
© StVw

In einer sehr bewegenden Feier wurde am vergangenen Montag die „Stätte der Erinnerung und Mahnung“ im Kurpark Bad Rotenfels eingeweiht. „Die Geschichte liegt hier vor uns“, wünschte sich Oberbürgermeister Christof Florus, dass die Stätte Impulse zum Nachdenken gibt und vor allem auch als Mahnmal gesehen wird, dass sich die Geschichte nicht wiederholen darf. Insbesondere an die zahlreich anwesenden Jugendlichen appellierte er, sich mit dem traurigsten Kapitel der Geschichte zu beschäftigen. „So etwas darf es nie wieder geben“.

„Deutsche und Franzosen müssen Freunde sein, damit so etwas nie wieder passiert“ – diese Worte äußerte Alfred Belzung gegenüber seinen Kindern Christiane und Francois, nachdem er nach knapp zweijähriger Lagerhaft wieder nach Hause kehrte. Seine beiden Kinder nahmen am Montag gerührt und dankbar an der Einweihung und Kranzniederlegung teil. Auch sie hoffen, dass die geschaffene Erinnerungsstätte vor allem für die junge Generation zum Mahnmal wird und „Europa stark bleibt, denn nur so ist der Frieden gewährleistet“, meinte Francois Belzung mit Blick auf die nationalistischen Tendenzen in einigen europäischen Ländern.

Anlässlich des 70. Jahrestags 2014 gedachte die Gaggenauer Bevölkerung der Opfer, die bei den verheerenden Bombardements im September und Oktober 1944 in Gaggenau ums Leben gekommen waren. Mehr als 200 Tote hatte die Stadt damals zu beklagen, weit über 100 wurden verletzt, die Hälfte der Bevölkerung war obdachlos. Im November 1944 wurden britische und amerikanische Kriegsgefangene sowie französische Widerständler, Geistliche und Zivilisten im Gaggenauer Erlichwald ermordet. Überhaupt war auch Gaggenau gerade während des Zweiten Weltkriegs (1939 bis 1945) fester Bestandteil des NS-Staats: Hier gab es Zwangsarbeiter – und in der Schlussphase des Krieges auch das Sicherungslager Rotenfels, berichtete Oberbürgermeister Christof Florus. Er wies aber auch daraufhin, dass es unter der Zivilbevölkerung Beispiele von Solidarität, Mitgefühl und Mildtätigkeit gegenüber den Lagergefangenen gab, die unübersehbar unter ihrem schweren Los litten. Beschrieben wird dies in dem Buch über das Sicherungslager Rotenfels, das vor drei Jahren in zweiter Auflage erschienen ist. Einen Einblick in das ehemalige Gefangenen- und Sicherungslager gibt es auch hier auf der Homepage der Stadt Gaggenau unter diesem Link.

In diesem Jahr wurden nun die Grundmauern eines Kriegsgefangenenlagers, das hier in der Kriegszeit stand und in dem der Nazi-Staat Fremdarbeiter untergebracht hatte, frei gelegt. Auf dem Gelände befand sich auch das Sicherungslager Rotenfels, in das in der Schlussphase des Krieges Häftlinge des Sicherungslagers Vorbruck in Schirmeck im Elsass verlegt wurden, als die US-Streitkräfte unaufhaltsam in Richtung deutscher Grenze vordrangen. Eine Tafel mit anschaulicher Skizze gibt dem Betrachter nun Auskunft darüber, wo sich die Lager befanden und informiert über die wichtigsten Daten. Der Gedenkstein, der 1985 zusammen mit ehemaligen Lagerhäftlingen im Kurpark enthüllt wurde, ist in die neugestaltete „Stätte der Erinnerung und Mahnung“ integriert. Die Idee für die neue „Stätte der Erinnerung und Mahnung“ hier im Kurpark Bad Rotenfels wurde in der Arbeitsgruppe „Touristikachse Unimog Museum-Waldseebad“, unter dem Vorsitz von Bürgermeister Michael Pfeiffer entwickelt. Die Arbeitsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kurpark weiterzuentwickeln. Oberbürgermeister Florus bedankte sich bei allen am Projekt Beteiligten, insbesondere auch bei den Mitarbeitern der Verwaltung, „die dazu beigetragen haben, ein dunkles Kapitel der Geschichte unserer Stadt vor Vergessenheit zu bewahren und neu zugänglich zu machen – auf dass sich so etwas niemals wiederhole“. Nicht nur ihn freute die passende Mitgestaltung des Programms durch Schüler der Realschule und des Goethe-Gymnasiums Gaggenau. Mit klassischen, gefühlvoll intonierten Weisen stimmten Zoé Hassenstein (Violine) und Julia Maisch (Violoncello) auf den besonderen Akt der Erinnerung ein. Maribelle Sewonou rezitierte eindrucksvoll die Gedanken des französischen Politikers Léon Boutbien. Ermutigend wirkten die musikalischen Beiträge der Schulband der Realschule.