27.01.23
Die aktuellen Krisen wie Ukraine-Krieg, Flüchtlingsbewegungen, fragile Energieversorgung, außergewöhnlich hohe Inflationsrate, Corona und der Klimawandel wirken sich auch auf den Haushalt der Stadt Gaggenau aus. Darauf wies Oberbürgermeister Christof Florus am vergangenen Montagabend bei der Vorstellung des umfangreichen Finanzwerkes für die nächsten beiden Jahre hin.
Energiesektor
Die Energiekrise trifft Gaggenau zum einen als kommunaler Energieversorger, zum anderen aber auch als Verbraucher und Abnehmer vom Strom, Gas, Heizöl für ihre eigenen Gebäude wie Verwaltung, Schulen, Kindergärten oder Hallen.
Die Stadt geht davon aus, dass die Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen von 13,8 Millionen Euro (im Jahr 2022) auf etwa 22,9 Millionen Euro im Jahr 2024 ansteigen werden. Gleichzeitig betonte der Oberbürgermeister, dass die Stadt aktiv werden muss, um den Einsatz fossiler Energieträger zu minimieren und sparsamer mit den Ressourcen umzugehen. Zu den Energieeinsparungen gehören auch energetische Sanierungen wie aktuell beim Rettungszentrum oder die Generalsanierungen des Goethe-Gymnasiums und der Realschule.
Aufnahme von Flüchtlingen
Auch in den nächsten beiden Jahren wird Gaggenau gefordert sein, Flüchtlinge aufzunehmen. Für das Aufstellen von Containern im Bereich Traischbach rechnet die Stadt mit Investitionskosten von schlussendlich 1,8 Millionen Euro. Zudem ist der Neubau einer Unterkunft in der Kreuzung Eckener-/Lessingstraße für etwa 1,65 Millionen geplant.
Die Städtische Wohnungsgesellschaft Gaggenau will im Bruchwiesenweg ein Mehrfamilienhaus mit insgesamt zwölf Wohnungen errichten. Zudem wird der Eigenbetrieb Stadtwohnung ein weiteres Gebäude zur Zwecke der Flüchtlingsunterbringung in der Murgtalstraße im Stadtteil Bad Rotenfels erwerben.
Investitionen in die Schulen
Einen besonderen Stellenwert im Investitionsprogramm nehmen regelmäßig die städtischen Schulen ein. Während die Ausgaben in den letzten Jahren von der Digitalisierung geprägt waren, geht es nun in erster Linie um die Ausstattung mit stationären Raumlufttechnischen Anlagen. Zudem sollen Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 6,8 Millionen Euro im Gebäudebestand in Angriff genommen werden. Größtes Einzelprojekt dabei ist die Generalsanierung der Realschule, für die allein 4,5 Millionen Euro angesetzt wurden. Insgesamt wird mit einem Kostenvolumen gerechnet von 12 Millionen Euro bei der Realschule, die nun zunächst saniert und in einem weiteren Schritt erweitert wird. Neben den Schulen selbst soll auch die Bushaltestelle für das gesamte Schulzentrum Dachgrub auf einen neuen Stand gebracht werden (180.000 Euro). Beim Goethe-Gymnasium ist für die laufende Generalsanierung eine Schlussrate von 600.000 Euro vorgesehen. Bei der Grundschule Hörden stehen etwas mehr als 700.000 Euro zur Verfügung. Für die Eichelbergschule sieht der Haushalt Ausgabeansätze von rund einer halben Million Euro vor und für den Abschluss der Generalsanierung Merkurschule sind 240.000 Euro veranschlagt.
Kindergärten: Rund 720.000 Euro sind für Dachsanierungen beim Katholischen Kindergarten St. Josef und beim Katholischen Kindergarten St. Marien eingeplant.
Feuerwehr: In die bereits begonnene Generalsanierung des Rettungszentrums werden insgesamt fast 1,7 Millionen Euro investiert. Für die Erweiterung des Gerätehauses in Freiolsheim sind 100.000 Euro veranschlagt. Für die Beschaffung neuer Einsatzfahrzeuge sieht der Haushaltsplan Auszahlungen von 900.000 Euro vor. Die Digitalisierung der Sirenen für Alarmierungszwecke ist mit 310.000 Euro kalkuliert, außerdem soll mit 20.000 Euro der Betriebsfunk gestärkt werden.
Hochwasserschutz: Ein Jahrhundertprojekt ist die Verdolung des Sulzbachs (1,75 Millionen Euro). Zudem soll der Hochwasserschutz an der Murg, am Michelbach, am Börbach und am Edelsbach verbessert werden.
Sanierung verschiedener Gemeindestraßen: 7,7 Millionen Euro sind dafür vorgesehen im Doppelhaushalt. Zu den damit finanzierten Vorhaben zählen unter anderem die Bismarckstraße, die Rommelstraße, die Gutenbergstraße, die Markgraf-Wilhelm-Straße in Rotenfels, die Otto-Hirth-Straße in Michelbach, die Brücke in der Bernsteinstraße, eine Stützmauer am Michelbach, die Merkurstraße in Oberweier, die Dorfstraße in Sulzbach und die Herrenwiesenstraße in Sulzbach. Für den inklusionsgerechten Umbau von Bushaltestellen sind 800.000 Euro im Haushalt angemeldet. Für eine Verbreiterung des Radweges „Tour de Murg“ im Umfeld des Pionierwegs in Ottenau sind 450.000 Euro eingestellt.
Stadtentwicklung: Hier gibt es unterschiedliche Kooperationen mit privaten Investoren. Das Projekt der Firma Wilhelm in der Hildastraße ist nahezu fertiggestellt, beim Eisenhöfer-Gebäude in der Theodor-Bergmann-Straße sind die Arbeiten in vollem Gange. Aktuell ist die Stadt im Gespräch mit privaten Investoren für den Bereich Hildastraße, Leopoldstraße und Luisenstraße. Der OB hofft, „dass wir beim Baugebiet „Schiffersgründel“ und beim Gebiet „Mergelacker“ im Stadtteil Oberweier in den nächsten zwei Jahren entscheidende Schritte vorankommen“. Zur Absicherung dieser Erschließungsprojekte sind im Haushalt insgesamt 1,1 Millionen Euro aufgenommen.
Respektables Investitionsprogramm: Im Jahr 2023 werden insgesamt 19,1 Millionen Euro, im folgendem Jahr 2024 14,7 Millionen Euro insgesamt investiert. Wie der Oberbürgermeister mitteilte, sind dafür keine Darlehensaufnahmen nötig und werden damit keine neuen Schulden gemacht. Der Schuldenstand im Kernhaushalt liegt bei 856.000 Euro. Pro Einwohner sind dies 28,33 Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung im landesweiten Vergleich beträgt bei vergleichbaren Städten mehr als 425 Euro je Einwohner.
Abwasserbeseitigung: Für 1,9 Millionen Euro wird ein neues Regenüberlaufbecken (RÜB) im Bereich Bäumbach gebaut. Weitere Vorhaben des Eigenbetriebs sind Kanalbaumaßnahmen in der Hördener Straße, in der Sofien- und Josefstraße in Bad Rotenfels und in der Merkurstraße in Oberweier.
Die Stadtwerke wollen im investiven Bereich 17 Millionen Euro ausgeben. Davon entfallen fast 4,7 Millionen Euro auf den Ausbau des Glasfasernetzes, weitere 5,2 Millionen Euro auf die Stromversorgung und 920.000 Euro auf den Ausbau der Nahwärmeversorgung. „Wichtig ist uns dabei, mit einer kommunalen Wärmeplanung, Quartierskonzepten und einem Ausbau der regenerativen Energiegewinnung einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung unseres kommunalen Klimaschutzkonzeptes zu leisten“, erklärte Florus. Im Jahr 2023 rechnen die Stadtwerke mit einem Verlust von knapp 3 Millionen Euro und in 2024 mit einem Fehlbetrag von rund 2,5 Millionen Euro. Dies liegt insbesondere auch an den gestiegenen Energiekosten für das Rotherma.