100 Jahre Stadtrechte
Warum feiert Gaggenau 100 Jahre, wenn doch der Ort sicherlich schon seit mindestens 800 bis 1000 Jahre existiert? Der Grund liegt darin, dass die Stadt nicht ihre Ersterwähnung (das war im Jahr 1243) feiert, sondern die Verleihung der Stadtrechte. Was damals nur ein schlichter Verwaltungsakt war, entwickelte sich zu einem bedeutenden Meilenstein in der Gaggenauer Geschichte und dürfte die ohnehin schon rasante Entwicklung der ehemals landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zur attraktiven Industriestadt massiv beschleunigt haben.
Gut 4.000 Einwohner zählt Gaggenau im Jahre 1922 als sich ihr erster hauptamtlicher Bürgermeister August Schneider dafür einsetzte, dass der stetig wachsende und attraktive Industriestandort, endlich auch Stadtrechte erhält. Am 15. September 1922 wurde Gaggenau zur Stadtgemeinde erhoben. Am 12. November 1922 fand der offizielle Festakt in der Gambrinushalle statt. Es muss eine Feier gewesen sein, wie sie Gaggenau bis dahin nicht gesehen hat.
In einer damals erschienenen Broschüre heißt es „Die Gemeinde Gaggenau wird von außen her bereits als Stadt angesprochen. Zweifellos sind auch all die Eigenschaften vorhanden, die eine Stadt ausmachen. Gerade die letzten zwanzig Jahre haben eine Entwicklung für Gaggenau gebracht, welche den rein ländlichen Charakter aufzehrte“. Dabei wird in dem Text auch darauf verwiesen, dass Gaggenau jederzeit eine Stätte der Arbeit gewesen sei. Der deutliche Aufschwung sei den großzügigen Erweiterungen in der Industrie, der Eisenwerke und Benzwerke, der Firma Bergmann und verschiedener Kleinbetriebe zu verdanken.
„Gaggenau besitzt durch seine größtenteils städtische Bauart, die schönen neuen Straßen mit Bürgersteigen, die ausgebaute Volksschule nebst Bürgerschule und Gewerbeschule, die Versorgung mit Wasser, Gas und Elektrizität, Badeanstalten und Kanalisation und insbesondere durch die umfangreichen Geschäfte und großindustriellen Betriebe das würdige Gepräge einer Stadt“, heißt es in der Broschüre.
„Als reine Industriegemeinde mit besonders blühender Industrie wird ihr Wachstum im Wesentlichen davon abhängen, wie weit es möglich sein wird, die erforderlichen Wohnungen zu erstellen“, urteilte auch das Ministerium des Innern, bevor es der Stadtwerdung zustimmte. Dieses begründete die Verleihung der Stadtrechte auch damit, dass „die sozialen, hygienischen und kulturellen Einrichtungen durchaus auf der Höhe einer kleinen Stadtgemeinde sind.“
Die Industrie gab in Gaggenau den Takt vor, und die Gemeindeverantwortlichen (Gremien und Verwaltung) mussten sehen, wie sie damit Schritt halten. Unter Bürgermeister Schneider wurden Häuser, Brücken und Straßen gebaut, die Kanalisation wurde erweitert, man legte den heutigen Waldfriedhof an, veranstaltete einen Wettbewerb zur Neugestaltung des Bahnhofsplatzes, förderte die Bildung mittels neuem Mittelschulzweig und Erweiterung der Volksschule, führte die Quäkerspeisung für bedürftige Schulkinder ein, eröffnete das Waldseebad und renovierte das damalige Rathaus.
Lied zu 100 Jahre Gaggenau
Beim Jubiläumsfest in Gaggenau gab es eine besondere Premiere. Zum ersten Mal war das Lied „100 Jahre Gaggenau“ zu hören. Der Text stammt aus der Feder von Tina und Michael Wessel, arrangiert wurde das Lied von Michael Späth.
Die Hommage an die Stadt wurde präsentiert vom Intakt-Chor. Zudem waren alle Besucher eingeladen das Lied mitzusingen, sodass ein großer gesanglicher Flashmob die Innenstadt zum Klingen brachte.
Der Liedtext kann nachfolgend heruntergeladen werden.
Jubiläumslied Gaggenau
Historischer Stadtrundgang
Zum 100. Stadtgeburtstag entwickelte die Stadtverwaltung einen historischen Stadtrundgang durch die Gaggenauer Innenstadt. An acht verschiedenen Stationen erinnern Bilder und Texte an frühere Zeiten. Dabei wurden die Standorte so gewählt, dass der Betrachter selbst einen „Heute- und Früher-Vergleich“ anstellen kann.
Der Rundgang zeigt insbesondere auch das Gaggenau, wie es vor den verheerenden Luftangriffen im Jahr 1944 ausgesehen hat. 70 Prozent der Stadt wurde bei den Luftangriffen am 10. September und 3. Oktober 1944 zerstört.
Nachfolgend sind alle Stationen als PDF-Datei abrufbar.
Die acht Stationen des historischen Stadtrundgangs:
- Station 1 - Hauptstraße (pdf/325.3 KB)
- Station 2 - Rathaus (pdf/499.6 KB)
- Station 3 - Ehemaliges Eisenwerksareal (pdf/287.1 KB)
- Station 4 - Katholische Kirche St. Josef (pdf/444.2 KB)
- Station 5 - Zur Gambrinushalle (pdf/693.7 KB)
- Station 6 - Sparkasse (pdf/691.1 KB)
- Station 7 - Bahnhof (pdf/407.8 KB)
- Station 8 - Ehemaliger Rathausplatz (pdf/391.0 KB)