Was ist Inklusion?

Mit der Forderung nach Inklusion innerhalb der Gesellschaft kommt die Frage auf, was Inklusion überhaupt bedeutet und wer inkludiert werden soll.

Allgemein ist unter Inklusion zu verstehen, dass alle Menschen, insbesondere auch diejenigen, die aus dem gesellschaftlichen und sozialen Leben bisher ausgeschlossen waren, einbezogen werden und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dabei ist es wichtig, dass nicht die Personen, die inkludiert werden sollen, sich verändern müssen, sondern die Gesellschaft in der sie leben sowie ihr Lebensumfeld.

Unabhängig von Behinderung, sozialer Herkunft, Migrationserfahrung, Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung oder sonstiger individueller Merkmale, sollen alle Menschen die gleichen Rechte ausleben und ihr Leben in Gaggenau selbstbestimmt führen können.

Wie geht die Stadtverwaltung vor?

Im Zusammenhang mit Inklusion wird am häufigsten über den Abbau von baulichen Barrieren gesprochen, der einer Vielzahl von Menschen dabei helfen kann, selbstständig und unabhängig zu leben. Nicht weniger wichtig ist es allerdings, Barrieren in den Köpfen von Menschen abzubauen. Oftmals stehen Vorurteile, Ängste und Unsicherheiten einem Zusammenleben auf Augenhöhe im Weg.

Vor diesem Hintergrund erarbeitet die Stadt Gaggenau gemeinsam mit Betroffenen und Angehörigen, der Lebenshilfe sowie weiteren interessierten Akteuren zahlreiche Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, dass Gaggenau inklusiver und barriereärmer wird. In diesem Zusammenhang wurde ein Maßnahmenplan erarbeitet, der die jeweiligen Vorhaben auflistet, beschreibt sowie ihren aktuellen Stand der Umsetzung abbildet. Diesen können Sie hier einsehen. Der Maßnahmenplan wird stetig weiterentwickelt und um neue Maßnahmen ergänzt.

Trotz aller Bemühungen wird die Umsetzung einer vollständigen Barrierefreiheit allein aufgrund der zum Teil widersprüchlichen Interessen und Bedarfe einzelner Personengruppen nicht möglich sein. Auch die Machbarkeit und die Finanzierung einzelner Maßnahmen muss jeweils erwogen werden.

Miteinander macht's einfach: Lebenshilfe Rastatt/Murgtal und Stadt Gaggenau setzen bei der Inklusion auf alle

Menschen mit Beeinträchtigung sollen in Gaggenau gleichberechtigt leben können. Manches Mal gibt es jedoch noch Barrieren, die es erschweren, Orte zu erreichen, an Veranstaltungen teilzunehmen oder ein Hobby auszuüben. Betroffene sowie Mitbetroffene wie Angehörige und Freunde wissen selbst am besten, welche Probleme oder Hindernisse es gibt. Sie sind deshalb die besten Experten, um Ideen zu entwickeln, wie das Miteinander in Gaggenau einfacher werden kann. Die Lebenshilfe Rastatt/Murgtal startete deshalb im Spätjahr 2015 gemeinsam mit der Stadt Gaggenau den Prozess „Miteinander – macht’s einfach“.  Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger entwickeln mittlerweile in zwei Arbeitskreisen Ideen, wie Barrieren in Gaggenau abgebaut werden können. Es gibt den Arbeitskreis Handel/Gastronomie sowie den Arbeitskreis Freizeit.

Jede Person, die dazu beitragen will, dass Menschen mit Einschränkungen es in Gaggenau einfacher haben. Ganz wichtig: Dies ist ein offener Prozess, bei dem Interessierte jederzeit dazu kommen können. Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich einfach bei der u.a. Kontaktstelle.

Der Arbeitskreis „Freizeit“ deckt eine große Palette an Themen und Fragestellungen ab, die aus dem Kreis der Teilnehmenden genannt werden. So wurde schon ein Netzwerk "Hilfsdienste" aufgebaut. Menschen mit Einschränkung können sich dabei Unterstützung für Einkaufs- und Arztbegleitung, für Hof- und Gartenarbeiten holen. Ein weiteres Thema ist die Einbindung von Menschen mit Beeinträchtigungen in Vereine. Außerdem wurde es über die Zusammenarbeit mit Kulturveranstaltern möglich, Menschen mit Einschränkungen bei der Lebenshilfe Karten für einen geringen Betrag anzubieten.

Der Arbeitskreis Handel/Gastronomie hat zahlreiche Geschäfte und gastronomische Betriebe in der Gaggenauer Innenstadt besucht und den Inhabern/Betreibern Tipps für die Verbesserung der Barrierefreiheit gegeben. Da geht es um Themen wie Türöffnung, behindertengerechte Umkleiden, Zugänglichkeit der Waren, Vorhandensein von Behindertentoiletten und Sensibilisierung. Außerdem untersucht der Arbeitskreis, wie die Innenstadt barriereärmer gestaltet werden könnte.

Alle Anregungen werden in einem Maßnahmenkatalog zusammengefasst. Manches wird auch direkt und unbürokratisch umgesetzt. Anderes bedarf einer längerfristigen Planung, größeren finanziellen Mitteln und/oder der Einbindung weiterer Entscheidungsträger. Deshalb gibt es auch eine Steuerungsgruppe mit Mitgliedern von Stadtverwaltung und Lebenshilfe, die den Prozess begleitet und so die jeweiligen Gremien einbinden kann.

Ein paar Beispiele:

Es gibt ein Netzwerk für alltägliche Hilfsdienste. Eine Restkartenbörse für Kulturveranstaltungen. Begehungen in Geschäften haben ebenso stattgefunden, wie in der Innenstadt. Es wird zudem Begehungen in den Stadtteilen geben.

Im Rathaus hat sich einiges getan: Alle wichtigen Bürgeranliegen wurden im Erdgeschoss gebündelt und sind barrierefrei erreichbar. Der hintere Rathauseingang wurde mit einer elektronischen Türanlage versehen. Auf den Rathaustreppen wurde ein Handlauf angebracht. Der Neujahrsempfang der Stadt Gaggenau wird von einer Gebärdensprachdolmetscherin begleitet.

Die Verwaltung lässt sich zudem bei neuen Projekten von einem Expertengremium beraten, sodass die Aspekte der Barrierefreiheit frühzeitig beachtet werden. Beispiele: Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes, Umbau von Radwegen, Straßenbaumaßnahmen, Umbau von Bushaltestellen.

Wer profitiert von dem Prozess?

Alle. Insbesondere aufgrund des stattfindenden demografischen Wandels sowie weiterer, schon immer da gewesener, Faktoren wie Zuwanderung sowie körperlicher, geistiger oder psychischer Beeinträchtigungen, müssen Verwaltungsmitarbeitende sowie Bürgerinnen und Bürger dafür sensibilisiert werden, dass immer mehr Menschen auf Barrieren im Alltag stoßen. Damit ist beispielsweise ein barrierefreier Zugang ein Gewinn für Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen gleichermaßen. Texte in Leichter Sprache oder Bebilderungen nutzen auch vielen anderen Menschen, die wenig Deutsch sprechen, die nicht lesen können oder sich an einem Ort nicht auskennen.

Gehen, Sehen, Hören und Verstehen sind Fähigkeiten, über die nicht jeder Mensch verfügt beziehungsweise die er im Verlauf seines Lebens verlieren kann. Wir alle können irgendwann womöglich auf gut zugängliche Gebäude, Leichte Sprache oder die Kommunikation über spezielle Hilfsmittel angewiesen sein. Tatsache ist: Nur vier Prozent aller Behinderungen sind angeboren. Jeder zehnte in Deutschland hat eine Behinderung. In den allermeisten Fällen löst eine Krankheit die Behinderung aus, auch Unfälle können eine Ursache sein. Gut ein Viertel der Menschen mit Schwerbehinderung ist 75 Jahre und älter. Die Hälfte ist zwischen 55 und 75 Jahren alt. Inklusion geht uns alle an!

Ganz wichtig zu wissen:

Inklusion ist ein Menschenrecht. Seit 2008 gibt es die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die besagt, dass Menschen mit Behinderungen die gleichen Rechte haben wie Menschen ohne Behinderung. Auf nationaler Ebene, auf Länderebene und eben auch auf kommunaler Ebene, gilt es Barrieren abzubauen, die die Teilhabe am kulturellen und politischen Leben, an der Arbeitswelt und in der Freizeit verwehren. Und es gilt aufzupassen, dass keine neuen Barrieren entstehen.

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