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Die neue und rund sechs Meter hohe Skulptur bei der Akademie Schloss Rotenfels.
© Stvw.

19.10.2020

Aufgrund eines Pilzbefalls musste im April 2019 eine über 250 Jahre alte Säuleneiche hinter dem Schloss Rotenfels in Gaggenau gerodet werden. Nur mit schwerem Herzen wurde der Baum auf sechs Meter Höhe gekürzt. Dieser Teil des Baumes bietet nun Vögeln und Fledermäusen ein Habitat. Um das Naturdenkmal jedoch weiter zu würdigen, stellte die Stadtverwaltung der Akademie Schloss Rotenfels die schönsten Stamm- und Astteile des rund 28 Meter hohen Baumes zur künstlerischen Bearbeitung zur Verfügung. Dem oberen Teil des Stamms hat nun der Holzbildhauer Helmut Latein neues Leben eingehaucht. Die rund sechs Meter hohe Skulptur befindet sich am Eingang zur Kunstakademie und erinnert auch künftig an das Naturdenkmal.

Latein ging vor sechs Jahren in den Ruhestand. Bis dahin war er als Diplom Kaufmann im Ausland und zuletzt in Mannheim selbstständig. Zum Ruhestand schenkte ihm seine Ehefrau einen einwöchigen Holzbildhauerkurs an der Akademie Schloss Rotenfels. Seitdem wächst nicht nur seine Liebe zur Kunst, sondern auch der Bestand an eigenen Skulpturen aus Holz und Stein.

Gut zwei Monate und über einhundert Arbeitsstunden hat es gedauert, die Skulptur anzufertigen. Dabei stand das Thema dieser quasi schon in dem Moment fest, als Latein den Stamm hat am Boden liegen sehen: „Aufgrund der vielen Seitenäste hat das Holz die Idee, Figuren auszuarbeiten, schon mit sich gebracht. Das ist das Schöne an dem Objekt.“ Aus den Seitenästen sind inzwischen Arme geworden, die Teil der drei übereinander positionierten Figuren sind. Beschrieben hat sie Latein mit einem Augenzwinkern als böse Geister in einem festen Körper. Offiziell hat das Objekt jedoch keinen Titel. „Der Betrachter kann die Arbeit selbst interpretieren“, erklärt Latein.

Bearbeitet hat der Bildhauer den Stamm am Rande der Akademie, wo er bis zur Fertigstellung gelegen hatte. Rund ein Drittel des Holzes musste für die figürliche Darstellung schwinden. Latein legte sich zunächst einen Entwurf auf Papier an. Nach dieser Vorlage begann er dann damit, die Konturen mit einer Motorsäge herauszusägen. Danach fingen die groben Arbeiten mit Axt und Beil an, bevor es dann mit Meißel und Elektroschleifer an den Feinschliff ging. „Das ist ganz schön schweißtreibend und anstrengend. Aber es macht mir sehr viel Spaß“, so Latein. Im Anschluss daran wurde die Skulptur noch bemalt. Auch das Aufstellen war eine kleine Herausforderung. Im Falle der Säuleneiche musste der Stamm mit schweren Geräten zum Eingang der Akademie gezogen und dann vorsichtig aufgerichtet werden. Eingelassen wurde sie in ein 50 Zentimeter tiefes Fundament aus Naturstein und Beton. Abschließend wurde die Skulptur noch mit einem Winkeleisen befestigt.