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Musikschulleiter Oliver Grote schlägt Warnung für die Kultur.
© Stvw.

07.05.2021

Flöte ist eben nicht gleich Flöte und auch ein Schlagzeug ist mehr als nur Pauke und Trommel. Dies zeigt sich in den neuesten Videos der städtischen Schule für Musik und darstellende Kunst. In den letzten Wochen haben die Lehrkräfte anschauliche, informative und vor allem kreative Filme gedreht, um sich selbst aber vor allem auch Instrumente vorzustellen. „Die Zahl der Filme auf unserem YouTube-Kanal wächst immer weiter“, freut sich Musikschulleiter Oliver Grote. Aktuell sind es schon über 20 Stück. In dem schuleigenen YouTube Kanal mit Videos der Lehrkräfte sieht er derzeit die einzige Chance, um neue Schüler für die Einrichtung zu gewinnen. Denn Corona lässt es derzeit nicht zu, Interessierten Schnupperstunden anzubieten, bei denen sie das Instrument anfassen und ausprobieren können. Corona lässt zudem auch nicht zu, dass sich die Musikschule in der Öffentlichkeit präsentiert und auf diese Weise für sich und die Musik werben kann. Dabei sei es wichtig, dass weiterhin junge Menschen an Instrumenten ausgebildet werden, „damit die Hochkultur eine Zukunft hat und es weiterhin Konzerte geben kann“. Oliver Grote fürchtet, dass die Corona-Pandemie auch in der Musik Spuren hinterlassen wird. „Die Delle wird sich später zeigen“. Auch wenn die Musikschule so wie die Vereine keine Elitenförderer sind, „so schaffen wir aber doch die Basis dafür, dass sich Eliten herausschälen. Nur wenn wir in der Breite ausbilden, wird der Nährboden für zukünftige Leistungsträger gelegt“.
 

Aktuell Online-Unterricht

Aktuell ist Oliver Grote mit der Situation an der Musikschule zufrieden. Momentan zählt die Einrichtung 788 Schüler. Über 70 Prozent von ihnen werden aktuell in allen Fachbereichen online unterrichtet. In manchen Bereichen sind es gar 100 Prozent. Bange wird es Oliver Grote mit Blick auf das neue Schuljahr. Abmeldungen gibt es in jedem Jahr. „Das ist normale Fluktuation“, meint Grote mit Blick auf zuletzt 157 Abmeldungen am Ende des Schuljahres 2020. „Mit den Anmeldungen dürfte es dieses Jahr sehr schwer werden, weil wir uns nicht zeigen können“, berichtet Grote, dass bislang auch kaum welche vorliegen. Im letzten Sommer 2020 waren es über 70. Die einzige Chance um aus dem Pandemie-Dilemma herauszukommen, sieht er in der Präsentation auf YouTube. „Und natürlich der Fortführung des online-Unterrichts“. Zudem will Grote, sobald es die Verordnungen zulassen, mit seinen Schülern wieder in der Stadt präsent sein. Aktuell darf nicht mal ein einzelner Musiker auftreten, da er Publikum anziehen könnte. „Dann müssten wir die ganze Zeit Ordner organisieren, die darauf achten, dass die Zuhörer Abstände einhalten“.

Oliver Grote hätte sich wie viele seiner Musikschulleiter-Kollegen gewünscht, dass die Einrichtungen nicht mit den anderen Schulen über einen Kamm geschert werden. „Wir haben Hygienekonzepte, können Abstand halten und auch Testen“, macht er deutlich. Nun gelte es durchzuhalten und zu hoffen, dass man bald wieder in der Öffentlichkeit spielen dürfe.
 

Von Zeichnen und Sprayen über Ballett bis hin zu Klavier und Co

Die Gaggenauer Schule für Musik und darstellende Kunst bietet ein breites Repertoire an. Fast 100 Schüler lernen Klavier. Ebenfalls sehr beliebt sind Gitarre gefolgt von Schlagzeug und Querflöte. Bildende Kunst, Gesang und Ballett haben rund jeweils 30 Schüler gebucht. Ansonsten reicht die Vielfalt von Cello über Bratsche, E-Gitarre und Klarinette bis hin zu Posaune, Trompete und Violine. Über 200 Kinder sind in der musikalischen Früherziehung oder nehmen am Förderprogramm SBS (Singen, Bewegen, Sprechen) im Kindergarten teil.

Auch Oberbürgermeister Christof Florus hofft, dass die Kultur die Folgen der Pandemie gut übersteht. Er würde sich wünschen, dass weder die Musikschule noch die Vereine Austritte verzeichnen müssen. „Wir alle brauchen die Kultur“, betonte er. Dem schloss sich Gerd Pfrommer (SPD) an, der ebenfalls bei der Vorstellung der aktuellen Situation der Musikschule dabei war. Sein Wunsch ist es, „dass wir so schnell wie möglich aus der Corona-Depri-Phase herauskommen und es dann wieder weitergeht“.

Wie motiviert die Lehrkräfte sind, zeigt sich in den teils sehr originellen kurzen Filme auf YouTube.