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Nachfahren eines 1944 im Gaggenauer Gewann Erlich erschossenen britischen Kriegsgefangenen besuchten neulich das Erlichdenkmal.
© Danielle Meier

24.09.24

Die Nachfahren eines Ende 1944 ermordeten britischen Kriegsgefangenen besuchten kürzlich das Erlichdenkmal, um ihres Familienmitglieds und weiterer Opfer des Zweiten Weltkriegs zu gedenken. Begleitet wurden sie von Karin Hegen-Wagle, der Leiterin des Gaggenauer Stadtarchivs, und ihrer Kollegin Heike Baumann.   

In der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs, in der Zeit zwischen dem 25. November und 1. Dezember 1944, wurde das Gaggenauer Gewann Erlich Schauplatz von Kriegsverbrechen. Die SS erschoss an dieser Stelle 27 Häftlinge des Sicherungslagers Rotenfels, darunter sechs britische Kriegsgefangene, die zur Spezialeinheit Special Air Service (SAS) gehörten und nach einem missglückten Kommandounternehmen im Elsass (Operation Loyton) in deutsche Gefangenschaft geraten waren. Aus dem Sicherungslager Schirmeck wurden sie ins Sicherungslager Rotenfels verlegt, als die Alliierten in Frankreich auf dem Vormarsch waren.

Zu den in Gaggenau Ermordeten gehörte auch Anthony Whately-Smith. Jetzt besuchten seine Nachfahren Jeremy, David Whately-Smith und Dickon Agnew den Ort des verbrecherischen Geschehens. Begleitet wurden sie von Mike Colton, Philippe Guilleminot, Fabien Bornes und Danielle Meier, den englischen, französischen und luxemburgischen Mitgliedern des Vereins „Allied Special Forces Memorial Grove“. Dieser hat sich zur Aufgabe gemacht, in dem britischen Gedenkgarten „National Memorial Arboretum“ Frauen und Männern zu gedenken, die in Kriegen ihr Leben verloren haben. In Gaggenau wurden die Gäste von der städtischen Archivleiterin Karin Hegen-Wagle und ihrer Kollegin Heike Baumann empfangen. Treffpunkt war das Erlichdenkmal in der Kniebisstraße, das die Stadt Gaggenau zum Gedenken an die Ermordeten errichtet hat. 

Das erste Denkmal entstand 1947 am tatsächlichen Ort des Geschehens. Nachdem dort aber ein Neubaugebiet ausgewiesen wurde, verlegte man das Denkmal 1977 an seine heutige Stätte. 2023 ergänzte die Stadt das Denkmal um eine Zusatztafel mit den Namen und Fotos der Erschossenen. Dort legten die Anwesenden jetzt einen Kranz für die Opfer nieder. Anschließend begaben sie sich auf den Waldfriedhof, wo die Ermordeten, die ursprünglich in einem Bombenkrater im Gewann Erlich verscharrt worden waren, am 13. Mai 1945 in einem Ehrenhain beigesetzt worden sind. 1948 wurden die britischen Soldaten exhumiert und auf den Durnbach War Cemetery (Soldatenfriedhof Dürnbach am Tegernsee) verlegt. Auch die anderen in Gaggenau Erschossenen (bis auf vier unbekannte) fanden ihre letzte Ruhestätte in ihren Heimatländern oder auf Soldatenfriedhöfen. Der Weg der Nachfahren von Anthony Whately-Smith und ihrer Begleiter führte schließlich noch zur Gedenkstätte des Sicherungslagers Rotenfels im Kurpark.