11.04.2025
Wie sieht der Wald in der Zukunft aus? Wie wirkt sich der Klimawandel weiter auf den Gaggenauer Stadtwald aus? Welche Vorbereitungen können heute für die Zukunft getroffen werden? Diese Fragen standen jüngst im Mittelpunkt einer Waldbegehung des Gaggenauer Gemeinderates mit Forstfachleuten des Regierungspräsidiums Freiburg und des örtlichen Forstamts.
Anlass war die Vorstellung und Diskussion eines neuen Forsteinrichtungsplans für den Stadtwald. Zentrales Thema der Planung ist die Anpassung der Waldbewirtschaftung an die Auswirkungen des Klimawandels. Auf der 1.620 Hektar großen Stadtwaldfläche ist dies nicht kurzfristig zu erreichen. Oftmals ist die Arbeitskapazität oder die finanziellen Mittel begrenzt. Zudem mussten im Zuge der Planung verschiedene Fragen geklärt werden: Welche Baumarten können zukünftig auf den jeweiligen Flächen wachsen? Wie gelingt es, den Wald noch gemischter und robuster zu machen? Wann sollen alte Bäume gefällt werden, um jungen Bäumen Licht und Platz zum Wachsen zu geben? Müssen bei der Maßnahmenplanung besondere Rahmenbedingungen berücksichtigt werden?
Alte Baumbestände – Waldrefugien - Naturverjüngung
Bei der Waldbegehung konnten sich die Räte direkt vor Ort ein Bild von den unterschiedlichen Situationen im Wald machen. So war der erste Stopp an einem Platz, an dem sich deutlich die Spuren des Klimawandels – trockene Sommer - zeigten: Abgestorbene und abgeknickte Bäume, Totholz, Pilze und eine gewisse Trostlosigkeit prägten hier das Bild. An einer anderen Stelle standen die Räte auf „grünem Untergrund“, wo sich junge Bäumchen im Moos versuchen durchzukämpfen. Ihr „Gegner“ sind hier das Rehwild, das gerne die jungen Baumtriebe abknabbert. Einige Meter weiter, konnten sich die Räte davon überzeugen, dass Naturverjüngung sehr erfolgreich funktionieren kann. An der gezeigten Stelle hatten es fast schon zu viele Bäume geschafft, groß zu werden. Hier wird jetzt ausgedünnt, damit die zurückbleibenden Bäume ausreichend Platz und Licht haben, um sich zu stabilen und kräftigen Bäumen zu entwickeln. „Wir hoffen, dass die heutigen jungen Bäume, die mit dem aktuellen Klimatrend groß werden, es besser schaffen mit dem Klimawandel klarzukommen“, sagt Forsteinrichterin Anna Rommel. Viele ältere Bäume sind dagegen gefährdet. Gerade bei Stürmen drohen die oftmals 30 Meter hohen oder noch höheren Bäume umzuknicken. Das Beispiel im Selbacher Wald, an dem die Gruppe stoppte, verdeutlichte zudem, junge Bäume haben unter den dichten Kronen der „alten Bäume“ keine Chance zu wachsen. Aus diesem Grund wird hier beispielsweise nun in den nächsten Jahren Holz geerntet.
Die verschiedenen anschaulichen Beispiele unterstrichen die Maßnahmen und Ziele des neuen Forsteinrichtungsplanes, der alle zehn Jahre aufs Neue erörtert und in Einklang gebracht wird.
Der Wald hat viele Funktionen
Der Stadtwald hat für die Große Kreisstadt Gaggenau durch seine vielfältigen Funktionen einen besonders hohen Stellenwert. Die Sicherung der Schutz- und Erholungsfunktionen hat Vorrang vor der monetären Ertragsfunktion.
Der Plan ist für die Revierförster Martin Melcher und Jochen Müller die Leitlinie für die jährliche Maßnahmen- und Finanzplanung im Wald. Weil der bisherige Zehnjahresplan für den Stadtwald bis Ende 2024 galt, bestand Bedarf zur Aktualisierung bis zum Jahr 2034.
Im Rahmen von mehrtägigen Waldbegängen konkretisierten Forsteinrichterin Anna Rommel vom Regierungspräsidium Freiburg und die beiden Revierförster Martin Melcher und Jochen Müller, was unter den gegebenen Rahmenbedingungen in den nächsten zehn Jahren zu tun ist: von der Pflanzung über die Waldpflege bis zur Holzernte. Die Planungen der Forstfachleute stießen beim Gemeinderat auf Zustimmung. Das Planwerk integriert nicht nur die Ziele der Stadt für ihren Wald, sondern beinhaltet zusätzlich Schutzmaßnahmen gegen Klimabeeinträchtigungen bzw. Maßnahmen zur Anpassung des Waldes an den Klimawandel, berücksichtigt den Arten- und Biotopschutz und versucht die Bewirtschaftung verträglich für Erholungssuchende zu gestalten. Zu den Planergebnissen gehört auch, dass künftig etwas mehr Holz eingeschlagen wird. Dabei betonte Markus Krebs, Bezirksleitung Gaggenau, „dass es nicht um Gewinnmaximierung geht, sondern darum den Wald fit zu machen für die Zukunft“.
Oberbürgermeister Michael Pfeiffer und Bürgermeister Andreas Paul zeigten sich zusammen mit dem Gemeinderat erfreut über den vom Regierungspräsidium attestierten guten Pflegezustand des Gaggenauer Waldes und die nun aktualisierte mittelfristige Planung. Sie ist eine gute Grundlage, um den Wald im Sinne der Stadt auch weiterhin nachhaltig zu bewirtschaften und klimagerecht zu gestalten.