10.03.25
Wie viel den Menschen an ihrem City Kaufhaus liegt, zeigte sich vergangene Woche bei der zweiten Informations-Veranstaltung in der Gaggenauer Jahnhalle. Über 350 Personen waren gekommen, um aus erster Hand mehr über den aktuellen Stand zur Genossenschaft und zum City Kaufhaus zu erfahren.
Die Stadtverwaltung hatte die Veranstaltung schon lange geplant und wollte eigentlich vor allem über den Prozess des Erwerbs des Kaufhauses berichten und zur Gründung der Genossenschaft. Doch wenige Tage vor der Veranstaltung gingen bei den Verantwortlichen weniger erfreuliche Nachrichten ein. Die Immobilieneigentümer wollen keinen langfristigen Mietvertrag mit der Genossenschaft mehr abschließen und stattdessen die Immobilie verkaufen.
Trotz dieser negativen Nachricht zeigten sich Oberbürgermeister Michael Pfeiffer, Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Paul sowie der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, Ralf Jungfermann, zuversichtlich: „Wir lassen uns jetzt nicht unterkriegen“, erklärte Jungfermann. Die Immobiliengesellschaft habe ihnen etwas Zeit eingeräumt, um selbst einen Investor zu finden. Dank guter Vernetzung und bereits erster Anfragen sei man vorsichtig optimistisch, dass es gelingt, einen Käufer für die Immobilie zu finden.
Ein kurzer Rückblick:
Im April 2024 kündigen die beiden Geschäftsführer an, dass sie das Kaufhaus schließen werden. In einem Gespräch mit zwei Mitarbeiterinnen des Kaufhauses und Oberbürgermeister Pfeiffer wird die Idee geboren, eine Genossenschaft zu gründen. Der Gedanke stößt auf größte Resonanz. Innerhalb weniger Wochen erklären hunderte von Menschen, dass sie mit einem oder mehreren Anteilen Mitglied in der künftigen Genossenschaft werden wollen. Mittlerweile ist die magische Grenze von einer Million Euro überschritten. Über 1850 Personen haben Anteile gezeichnet. Das Geld wird aktuell noch von der Stadt über ein Treuhandkonto verwaltet. Sobald die Genossenschaft nun im Handels- und Registergericht eingetragen ist, wird das Geld auf das Konto der Genossenschaft übertragen, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Paul am Mittwochabend. Dann erhalten auch alle, die bereits überwiesen haben, eine Bestätigung mit ihrer Mitgliedsnummer, der Anzahl der Anteile und der gezeichneten Gesamtsumme. In Planung sei zudem eine Mitgliedskarte, mit der die Mitglieder dann von besonderen Aktionen im Kaufhaus profitieren.
Kaufvorbereitungen in Rekordzeit
In den vergangenen neun Monaten waren die Verantwortlichen nicht nur mit der Gründung der Genossenschaft beschäftigt, sondern vor allem mit den Kaufvorbereitungen des Kaufhauses. Wie komplex die Übernahme des Kaufhauses durch die Genossenschaft ist, zeigte der Vorstandsvorsitzende Ralf Jungfermann auf, der einen Einblick in die verschiedenen Prozesse gab. Neben Fragen zur Immobilie und künftigen Geschäftsleitung, galt es auch Gespräche mit dem Drogeriemarkt dm zu führen, der sein Angebot gerne erweitern würden. Besonders am Herzen lagen und liegen Vorstand und Aufsichtsrat, die Mitarbeiter. So wurden deren Verträge bereits mehrfach verlängert und sie jeweils über die Entwicklungen informiert. „Für die Mitarbeiter ist dies keine leichte Zeit und wir sind dankbar, dass sie uns fast alle bis jetzt erhalten geblieben sind. Wir brauchen sie, sie sind das Aushängeschild“, betonte Jungfermann. Sehr aufwendig waren die Vorbereitungen und wirtschaftliche Prüfungen für den Kauf des Kaufhauses. „Das Unternehmen wurde intensiv untersucht“, erklärte er. „Für uns als Vorstand war wichtig, dass wir seriös das Unternehmen prüfen, das wir dann als Genossenschaft kaufen möchten. Wir geben keinen Euro mehr aus als das Unternehmen wert ist. Wir brauchen jeden Euro für das spätere Geschäft“, betonte der Vorstand. Der finale Kaufvertrag sei derzeit in Arbeit.
Dankbar zeigte sich Jungfermann für die unterstützende Expertise von weiteren Ehrenamtlichen. So untersuchte ein Architektenbüro die Immobilie, um den Handlungsbedarf zu analysieren.
Künftiges City Kaufhaus ist ein Gemeinschaftsprojekt
Vorstandsmitglied Jürgen Mäder appellierte an die Besucher wie die Mitarbeiter. Damit das Kaufhaus als Mittelpunkt in der Stadt bleibt, braucht es alle. „Wir kämpfen dafür und dafür brauchen wir Sie alle“. Er könne sich gut vorstellen, dass das Kaufhaus künftig ein Treffpunkt für alle Generationen wird. In jedem Falle brauche es ein Einkaufserlebnis und spürbare Mehrwerte für die Kunden in der Zukunft. Er rief deshalb alle dazu auf, nach vorne zu denken und weiterhin mit Lust und Leidenschaft sich für das Kaufhaus einzusetzen. Dabei zollte er vor allem dem Vorstandsvorsitzenden Ralf Jungfermann für dessen Einsatz größten Respekt. „Das ist unfassbar beeindruckend wie sich jemand so im Ehrenamt engagiert“.
Wie geht es weiter?
Oberbürgermeister, Bürgermeister und Vorstand führen bereits Gespräche mit möglichen Investoren und sind in Kontakt mit Interessenten. Wer selbst Interessenten kennt, kann diese an die Stadt Gaggenau verweisen. Es bleiben noch rund sieben Wochen. Bis dahin sollte sich abzeichnen, ob sich ein Investor findet, der bereit wäre die Immobilie zu erwerben. Wird niemand gefunden, so müsste das Kaufhaus zum 31. Dezember schließen. „Das will aber niemand. Wir arbeiten fieberhaft an einer Lösung“, so OB Michael Pfeiffer.