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Architekten und Planer haben Ideen für den zukünftigen Campus Dachgrub entwickelt.
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29.06.2022

Nach über neun Stunden Beratung gab es zwei Gewinner beim „kombinierten städtebaulichen Ideen- und hochbaulichen Realisierungswettbewerb Campus Dachgrub“. Hinter dem komplizierten Titel verbirgt sich ein Ideenwettbewerb für Architekten und Planer, die eine Vision entwickeln sollten, die sowohl die Sanierung und Erweiterung der Realschule wie auch die weitere zukünftige Entwicklung des kompletten Schulzentrums beinhaltet.

„Ich bin glücklich, dass wir den Wettbewerb durchgeführt haben“, resümierte Oberbürgermeister Christof Florus nach der Preisgerichtssitzung. Schließlich liegen nun „unwahrscheinlich gute Lösungen auf dem Tisch“. Die Idee für den Wettbewerb hatte der städtische Leiter des Hochbauamtes, Jürgen Lauten. Der Architekt sah in dem kombinierten Wettbewerb die Chance, eine Basis für die zukünftige Entwicklung des gesamten Schulzentrum-Areals zu schaffen. „So stellen wir sicher, dass jeder weitere Schritt sich harmonisch ins Gesamtkonzept und damit in das Bild des Campus einfügt“, erklärt er.

 

13 Preisrichter und neun Wettbewerbsteilnehmer

Insgesamt neun Arbeiten wurden eingereicht, die nun am vergangenen Freitag von den Preisrichtern sowie zahlreichen weiteren Sachverständigen und Gästen über einen Tag lang begutachtet und diskutiert wurden. Neben sieben Fachpreisrichtern bestand die Jury aus sechs Sachpreisrichter (vier Fraktionsvertretern des Gemeinderates sowie Oberbürgermeister Florus und Bürgermeister Pfeiffer). Außerdem waren die Leitungen der vier Schulen, des Kindergartens sowie Eltern- und Schülervertreter sowie ein Experte für Inklusion als beratende Gäste mit dabei. Beeindruckt hat dabei vor allem die Schülersprecherin, die sich engagiert einbrachte und deren Meinung als Vertretung der Schülerschaft sehr von den Planern gefragt war.

Auf einen Informationsrundgang folgten mehrere Wertungsrundgänge, in denen verschiedene konzeptionelle, städtebauliche, freiraumplanerische, architektonische und funktionale Merkmale diskutiert wurden. Gleich in der ersten Runde schied ein Teilnehmer aus, weitere sechs waren nach dem zweiten Rundgang zunächst aus dem Rennen.  Durch Rückholanträge schafften es nochmals zwei Beiträge in die engere Wahl.

 

Zwei erste Preise und zweite dritte Preise

Wie schwierig die Entscheidungsprozesse waren, verdeutlichte der Vorsitzende des Preisgerichtes, Professor Philipp Dechow aus Stuttgart, bei der Bekanntgabe am Samstagmorgen in der Jahnhalle. „Die beiden ersten Preisträger sind zwar sehr unterschiedlich, aber jede Planung hat auf ihre Weise ihre Qualitäten“. Beide ersten Preisträger seien nun gefordert, ihre Arbeiten weiterzuentwickeln, angeleitet von den Anregungen aus der Beurteilung. Beschlossen wurde von dem Preisgericht auch die Aufteilung der Preisgelder. Von den 67 000 Euro zur Verfügung gestellten Wettbewerbssumme, erhalten die Erstplatzierten jeweils 20 000 Euro Preisgeld. Die beiden Drittplatzierten jeweils 13 500 Euro. Den ersten Platz belegten die K9 Architekten GmbH aus Freiburg zusammen mit den Landschaftsarchitekten Faktorgrün aus Freiburg. Den weiteren ersten Platz sicherten sich Schaudt Architekten aus Konstanz, die mit Freiraumconcept Stuttgart zusammengearbeitet hatten. Drittplatzierte sind Planum Architekten aus Bühl mit „stadt landschaft plus Landschaftsarchitekten GmbH“ aus Karlsruhe. Ebenfalls drittplatziert sind die Weindel Architekten aus Waldbronn mit Schreiberplan aus Stuttgart.

 

Was war gefordert?

Im ersten Schritt geht es um die Sanierung und Erweiterung der Realschule, damit diese vierzügig geführt werden kann. Dafür braucht es 24 Klassenzimmer sowie entsprechende Fachräume. In einem weiteren Schritt ist ein größerer Anbau beispielsweise für eine Mensa angedacht sowie eine Erweiterung um 12 weitere flexibel nutzbare Klassenräume. Und in weiterer Zukunft soll das gesamte Schulzentrum zu einem Campus entwickelt werden, in dem die dort vorhandenen Einrichtungen integriert sind aber auch noch Platz und Möglichkeiten für Neues besteht wie beispielsweise Erweiterung der Sporthalle, Ergänzung Vereinsräumlichkeiten oder Neubau einer Energiezentrale.

 

Was zeichnet Platz 1 (K9 Architekten, Freiburg) aus?

Professor Dechow sprach von einer robusten Planung, die für die nächsten Jahrzehnte Bestand haben könnte. Er verglich die Planung mit dem „Central Park“, das heißt in der Mitte ist viel Grün mit Fenster zur Landschaft. „Der Campusgedanke ist klar erkennbar“. Sensibel werden mit Blick auf die Bestandsbauten aus den 60er und 70er Jahre Ergänzungs- und Neubauten eingefügt. Gut gefallen hat dem Preisgericht auch, dass die notwendigen Räume in der Realschule fast nahezu über das Bestandsgebäude geschaffen werden können, indem durch einen neuen Lichthof mehr Licht in dunkle Bereiche kommt. Lediglich der eingeschossige Gebäudeabschluss wird im ersten Bauabschnitt um eine Achse erweitert.

 

Was gefiel an Platz 1 (Schaudt Architekten, Konstanz)?

Der Entwurf hat sich stark an den Biotopgrenzen orientiert.  „Die Landschaft fließt in die Natur“, stellte Dechow fest. Die Arbeit überzeugte in der angemessenen Entwicklung der Freiraumstruktrur. Bei der Realschule würde die Raumfrage mit einem zweigeschossigen Anbau im Nordosten erfolgen, so dass ein geschützter Pausenhof entsteht. „Alt- und Neubau werden durch eine umlaufende „Schicht“ zusammengefasst“, wies Dechow auf Balkone und Rankgitter hin, die für ein einheitliches Erscheinungsbild der Realschule sorgen sollen.