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Waldpflege zur Sicherung der Verkehrspflicht an der Straße Richtung Sulzbach.
© Forstamt Rastatt

26.01.24

„Das Ökosystem Wald ist unter Druck“, machte Forstbezirksleiter Markus Krebs am vergangenen Montagabend auf die Folgen des Klimawandels im Gaggenauer Stadtwald aufmerksam.

Die fehlenden Niederschläge in der für den Wald wichtigen sommerlichen Vegetationszeit zusammen mit gestiegenen Jahresdurchschnittstemperaturen führen zunehmend zu einer eingeschränkten Vitalität des Walds. So muss der Stadtwald auch immer mehr Schäden durch Dürre und Borkenkäfer verzeichnen. Im Ergebnis führte dies beispielsweise im vergangenen Jahr dazu, dass rund 60 Prozent des Holzeinschlages aufgrund von Dürre- und Käferschäden erfolgte. In diesem Zusammenhang wies Krebs auch auf die Verkehrssicherungspflicht hin. So mussten im Spätjahr 2023 an den Straßen Richtung Sulzbach und Michelbach zahlreiche Bäume entfernt werden. Nicht immer sei es den Bäumen anzusehen, wenn sie „krank“ und nicht mehr standfest seien.

In seinem Bericht zum Bewirtschaftungs-und Nutzungsplan 2024 wies Krebs weiter auf den schwierigen Holzmarkt hin, aber auch auf die Funktion des Walds als „grüne Lunge der Stadt“ und Erholungsraum. „Wald ist nicht nur Holz und Euros“, resümierte er die Bedeutung des Waldes für Biodiversität sowie als Klimaschützer. Gerade die Vielfalt der verschiedenen Baumarten im Gaggenauer Stadtwald wertete er als wertvollen Schlüssel gegen die Folgen des Klimawandels. Dabei setzt das Team des Forstamts insbesondere auch auf den natürlichen Samenfall der Waldbäume, die sogenannte Naturverjüngung. Bei Neupflanzungen kamen im vergangenen Jahr unter anderem robuste Arten wie Hainbuche, Eiche, Feldahorn, Linde und Baumhasel zum Einsatz.

Eingeschlagen wurden im letzten Jahr 10.800 Festmeter Holz, davon knapp die Hälfte aufgrund von Dürreschäden. Weiter fielen 1.200 Festmeter Käferholz an. Im Jahr 2024 sollen ebenfalls wieder rund 10. 000 Festmeter Holz geerntet werden. Sehr stark nachgefragt war im vergangenen Winter 2022/2023 angesichts der Energiekrise Brennholz. Die Nachfrage stieg um über 30 Prozent an, berichtete Krebs. So wurden auch 100 Kunden mehr verzeichnet als im Vorjahr. Auch in der aktuellen Saison ist Brennholz gefragt. Aufgrund der hohen Nachfrage mussten wiederum Mengenbeschränkungen eingeführt werden. „Es kann nicht jeder beliebig viel Brennholz erhalten“, betonte Krebs. Positiv auf das Jahresergebnis wirkten sich die Fördermittel aus, wie etwa für „Klimaangepasstes Waldmanagement“. Hierfür erhielt die Stadt für ihren Stadtwald allein 69.300 Euro. Insgesamt beläuft sich Summe der Fördermittel auf 141.800 Euro. Nach Abzug aller Kosten und Umlagen, bleibt im städtischen Forsthaushalt ein Plus von 129.000 Euro. In seinen Ausführungen wies Krebs auf insgesamt zwölf einzuhaltende Kriterien im Rahmen des „Klimaangepassten Waldmanagements“ hin. Demnach müssen jährlich mindestens fünf Habitatbäume pro Hektar gekennzeichnet und dokumentiert werden, was zu einem zusätzlichen Arbeitsaufwand führt. Unter Habitatbäumen sind lebende oder tote Bäume mit einem besonders hohen ökologischen Wert zu verstehen, weil sie Tier-, Pflanzen- oder auch Flechtenarten einen Lebensraum bieten. Zu den Anforderungen für das Waldmanagement zählt weiter auch die natürliche Waldentwicklung auf mindestens fünf Prozent der Waldfläche. Hierfür wurden mehrere Waldflächen mit insgesamt 76 Hektar ausgesucht, die stillgelegt werden und auf denen kein Holz mehr geerntet werden darf. Schwerpunkt im begonnenen Jahr 2024 bildet die Erarbeitung eines neuen Betriebsplanes für die Zeit von 2025 bis 2034. Dazu erfolgt nun eine Waldinventur mit 765 Stichprobenpunkte, um den aktuellen Zustand des Waldes dokumentieren zu können. Geplant werden Naturschutzmaßnahmen im Wald ebenso wie Pflege- und Verjüngungsflächen sowie die nachhaltige Holznutzung.