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Das AWO-Haus in Freiolsheim dient bereits der Unterbringung von Flüchtlingen.
© Stadt Gaggenau

28.10.2022

Bei zwei Gegenstimmen entschied der Gemeinderat am Montagabend, dass zur Unterbringung von Flüchtlingen zunächst ein Container-Komplex für 96 Personen angeschafft wird. Der Kauf soll schnellstmöglich abgewickelt werden, damit noch im ersten Quartal 2023 die Container aufgebaut werden können. Wo diese aufgestellt werden, wird im November in einer weiteren Sitzung des Gemeinderates entschieden. Klar ist jedoch schon jetzt, dass ein Standort nicht ausreichen wird. Bis Ende des Jahres erwartet die Stadt Gaggenau noch 108 Flüchtlinge. 84 Plätze hat die Stadt derzeit noch frei, berichtete Abteilungsleiterin Carmen Merkel. Das Platzdefizit steigt im kommenden Jahr monatlich um 35 Plätze an. Denn ab 2023 erhält die Stadt jeden Monat rund 35 Personen zugewiesen, so dass bis Ende 2023 für über 400 Menschen eine Unterkunft gebraucht wird.

Alternativen zur Unterbringung in Containern sieht Oberbürgermeister Christof Florus kaum. „Wir haben schon alles ausgereizt. Es gibt jetzt schon einen enormen Wohnungsdruck für unsere Mitbürger“. Deshalb werde auch in bereits genutzten Wohnungen verdichtet und mehr Menschen untergebracht. Weiter hat die Stadt Gaggenau das AWO-Haus in Freiolsheim angemietet, wo 38 Flüchtlingen eine Heimat geboten werden kann. Das Haus Dorothee in Moosbronn bietet Platz für weitere 30 Personen, ist allerdings nur noch bis Ende des Jahres verfügbar. In Rotenfels und Sulzbach sind jeweils acht Personen in Wohnungen untergebracht.

Hallen wollen Oberbürgermeister Florus und Bürgermeister Pfeiffer nicht mit Flüchtlingen belegen. „Das würde voll zu Lasten des Vereins- und Schulsport gehen, was wir nicht wollen“. Nur zur Überbrückung bis andere Lösungen geschaffen sind, wären in der Not kurzzeitige Hallennutzungen denkbar. Damit bleibt als Lösung nur die Unterbringung in Containern, resümierte die Stadtverwaltung am Montagabend. Gleichzeitig wies sie daraufhin, dass sie zur Aufnahme der Flüchtlinge verpflichtet sei. „Wir sind das letzte Glied in der Reihe“, erläuterte OB Florus, dass die Flüchtlinge von den Landeserstaufnahmestellen weitergeleitet werden an die Landkreise, die diese dann wiederum zur Anschlussunterbringung an die Kommunen weitergeben. Zusammen mit den anderen Bürgermeistern im Landkreis wurden auch schon Hilferufe an das Land gesendet. „Letztlich sind wir verpflichtet und können nichts tun außer Lösungen zu suchen“, erklärte Florus.

Für 1,4 Millionen Euro wird deshalb nun ein Containerkomplex mit zwölf Wohneinheiten für je acht Personen erworben. Hinzu kommen rund 300 000 Euro für die Vorbereitung der Grundstücksfläche, abhängig vom Standort. Betreut wird die Einrichtung dann von einer Heimleitung und einem Hausmeister. In Freiolsheim hat die Stadt damit bereits gute Erfahrungen gemacht, berichtete Carmen Merkel.

Nach der Unterbringung erwarten die Stadt die nächsten Probleme: Denn auch die Kitaplätze werden nicht ausreichen, ebenso schwierig ist die Integration von Schulkindern, die Sprache und Schrift nicht beherrschen. Hier mangelt es vor allem auch an Lehrpersonal. „Da fühlen wir uns vom Land schon sehr im Stich gelassen“, resümierte Florus die schwierige Situation vor der die Stadt derzeit stehe.