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Unterstützung für Kriegsflüchtlinge in Polen und Gaggenau

Immer mehr Ukrainer sind auf der Flucht.
© Kevin Buckert

15.03.2022

Über 2,3 Millionen Menschen aus der Ukraine waren bereits vergangene Woche schon auf der Flucht, allein 1,4 Millionen von ihnen haben dabei Zuflucht in Polen gesucht. „Umso wichtiger ist es, dass wir uns nicht nur um die Flüchtlinge kümmern, die in Gaggenau ankommen, sondern auch um die Kriegsflüchtlinge, die in Polen Schutz erhalten“, erklärt Oberbürgermeister Christof Florus. In Gaggenau haben sich bis Dienstagmittag bereits über 50 ukrainische Flüchtlinge angemeldet, darunter 14 Minderjährige. Die älteste Geflüchtete ist bereits 1929 geboren, das jüngste Kind erst ein halbes Jahr alt. Auch daran lasse sich die Grausamkeit des Krieges ablesen, „wenn Menschen in dem Alter noch einmal fliehen müssen und kleine Babys Strapazen einer Flucht mitmachen müssen“. 

Gemeinderat und Stadtverwaltung waren sich deshalb einig darüber, dass auf zwei Ebenen Hilfe nötig ist. Zum einen wolle man die polnische Partnerstadt unterstützen, in der sich die Zahl der Flüchtlinge aktuell in Richtung 400 bewege und zum andere wolle man den Menschen, die nach Gaggenau kommen, helfen sich zurechtzufinden und wohl zu fühlen.
 

Große Hilfsbereitschaft in Gaggenau

„Unsere Aufgabe ist zu helfen“, stellt Oberbürgermeister Florus klar und freut sich darüber, dass die Spenden- und Hilfsbereitschaft in Gaggenau so enorm ist. „Es ist überwältigend, wie sehr die Menschen bereit sind zu helfen“, berichtet er davon, dass der Stadt mittlerweile 32 Wohnungen angeboten wurden, die teilweise sogar kostenfrei überlassen werden. Viele würden für einige Monate zur Verfügung stehen, andere auch für die ersten drei Jahre. Zudem hat die Stadt bereits ein Haus gekauft, in dem Flüchtlinge untergebracht werden können. Der Bau einer weiteren Unterkunft ist in der Planung. Bereits vor der Ukraine-Krise seien Kauf und Neubau vorbereitet worden, um Raum für Flüchtlinge und Obdachlose zu schaffen. Die Unterbringung sei das eine, um was sich die Stadt derzeit kümmere. Genauso ergeben sich aber auch viele Fragen zur medizinischen Versorgung, zum Impfen, zum Besuch von Schulen und Kindergärten. Dabei sucht Oberbürgermeister Florus das Gespräch mit den Schulen ebenso wie mit den Trägern der Kindertageseinrichtungen. Gleichzeitig müsse auch bedacht werden, dass vielleicht viele Mütter ihre kleinen Kinder nicht gleich in eine Betreuung geben möchten. „Es geht auch um niederschwellige Angebote“, denkt das Stadtoberhaupt beispielsweise darüber nach, die Räume der Kernzeitbetreuung, die während der Unterrichtszeiten nicht benötigt werden, für Mütter mit Kindern bereitzustellen.
 

Stadtverwaltung bildet Ukraine-Stab

Im Rathaus wurde deshalb schon vor zwei Wochen eine Art Krisenstab zur Ukraine eingerichtet, der sich mit den zahlreichen Fragestellungen beschäftigt. Das Bürgerbüro und Ausländerwesen sind erste Anlaufstellen für die Flüchtlinge, die derzeit auf privatem Weg nach Gaggenau kommen, weil sie hier Verwandte oder Freunde haben. Erspart bleibt den Flüchtlingen ein aufwendiges Asylverfahren. Sie erhalten gleich den sogenannten Aufenthaltstitel. Die Abteilung Gesellschaft und Familie kümmert sich im Weiteren um die Flüchtlinge. Sie koordiniert die Wohnungsangebote, aber auch die Angebote der Ehrenamtlichen. Schon 35 Personen haben sich für Betreuung, Fahrdienste, Dolmetschertätigkeiten, Begleitung oder auch therapeutische Angebote gemeldet. Im Hauptamt, das für die Partnerschaften zuständig ist, wird die Hilfe für Sieradz koordiniert. Die Abteilung „Zentrale Dienste“ steht in Kontakt mit dem Kollegen der Stadtverwaltung Sieradz. „Jetzt erhält der Gedanke der Partnerschaft nochmals eine völlig neue Qualität“, urteilt Oberbürgermeister Christof Florus, der sich darüber freut, dass in einem ersten Schritt 12.000 Euro auf die Konten von sechs polnischen Hilfsorganisationen geflossen sind. Weitere 5.000 Euro bewilligte der Gemeinderat zum Kauf von Sachspenden für die Flüchtlinge in Sieradz.
 

Gemeinderat dankbar für Engagement von Bevölkerung und Stadtverwaltung

Wie Oberbürgermeister Florus sind auch die Gemeinderäte geschockt von den kriegerischen Übergriffen in der Ukraine. Sie begrüßen die Maßnahmen der Stadtverwaltung. „Die Verwaltung hat zügig reagiert und die Bürgerschaft engagiert sich mehr als vorbildlich. Die Menschen sind sich ihrer Verantwortung bewusst“, freute sich Andreas Paul (CDU) über die Hilfsbereitschaft. „Wir können schnell und gezielt handeln, weil alles Hand in Hand läuft. Stadtverwaltung, Gemeinderat und Bürgerschaft sind bereit und strukturiert, sodass schnell und gezielt gehandelt werden kann“, urteilt auch Jan Stenger (FWG). „Wir werden gute Gastgeber sein, aber wir hoffen auch, dass die Menschen wieder in ihre Heimat gehen können“, meinte Gerd Pfrommer (SPD), der sich zudem freute, dass auch Annemasse bereits Güter nach Sieradz geliefert hat. „Das ist Partnerschaft, wie man es sich vorstellt“. „Gut, dass wir gerüstet sind“, meinte Alexander Haitz (FDP) mit Blick auf die steigenden Flüchtlingszahlen. Auch er zeigte sich dankbar für das große Ehrenamt in der Stadt.