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Gemeinsam eine schöne Zeit verbringen. Das steht im Vordergrund beim Projekt "Klein trifft Groß".
© Stadt Gaggenau

21.11.23

„Mit Oma und Opa war ich auf dem Spielplatz“: Dieser Satz ist nicht für alle Kinder selbstverständlich. Denn vielen Familien fehlt im Alltag der Kontakt zu den Großeltern. Die Stadt Gaggenau hat deshalb vor etwa drei Jahren das Projekt „Klein trifft Groß“ ins Leben gerufen. Sie bringt Kinder und Menschen im Großeltern-Alter zusammen. Gesucht werden Familien, die sich eine Leih-Oma oder einen Leih-Opa wünschen, und ältere Menschen, die gerne regelmäßigen Kontakt zu Familien mit Kindern aufbauen würden

„Großeltern können für Familien eine wertvolle Stütze und als Wegbegleiter für Kinder von unschätzbarem Wert sein“, ist Annika Weber überzeugt. Das ehrenamtliche Generationenprojekt „Klein trifft groß“ ermöglicht schon seit mehr als drei Jahren solche Begegnungen, die auf Dauer angelegt sind. Für insgesamt fünf Familien in Gaggenau sind die Leih-Großeltern nicht mehr wegzudenken – und umgekehrt freuen sich Senioren über hinzugewonnene „Enkel“. Jung und Alt sind sich ans Herz gewachsen. So schwärmt eine alleinerziehende, zweifache Mutter, die über die Stadt Gaggenau Kontakt gefunden hat, von der Beziehung zu einem älteren Paar: „Die Kids lieben die Leih-Oma und ihren Mann. Wir verstehen uns alle sehr gut miteinander. Es ist, als hätten wir uns gesucht und gefunden.“ Wie oft sich die Leih-Großeltern mit den Kindern – und manchmal auch Müttern und Vätern – treffen, wie sich die Zusammenkünfte gestalten, ist unterschiedlich. Wie viel Zeit die ehrenamtlichen Großeltern mit den Kindern oder Familien verbringen möchten, bestimmen sie selbst.

Manche backen mit den Kindern, manchmal gibt es gemeinsame Ausflüge mit der ganzen Familie. Oder man besucht sich gegenseitig, spielt Gesellschaftsspiele, genießt Vorleseabende auf dem Sofa. Es geht einfach darum, gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen – ehrenamtlich und ohne Zwang.  „Wenn es harmoniert, profitieren alle Generationen“, sagt Annika Weber. „Um eine solche Beziehung aufzubauen, braucht es einigen Mut und Zeit.“ Es handelt sich ja nicht um gewachsene Beziehungen. Eltern, Kinder und Wunschgroßeltern müssen erst einmal schauen, ob es passt.

Wer bei dem Projekt dabei sein will, füllt zunächst einen Fragebogen aus und hat ein Kennenlerngespräch bei der Abteilung Gesellschaft und Familie. Anhand der Fragebögen und Vorstellungen der Familien sowie der interessierten Ehrenamtlichen wird versucht, die passenden Personen entsprechend zusammenzubringen. Dann werden zunächst mehrere Treffen zwischen Familien und Leih-Oma oder Leih-Opa vereinbart. „Das ist ein richtiges Dating“, erzählt Annika Weber. Wenn die Chemie stimmt, können weitere Treffen stattfinden.  „Die erfolgreiche Vermittlung erfolgt nur dann, wenn sich beide Seiten wohlfühlen“, stellt Annika Weber klar. Wer sich als „Leih-Oma“ oder „Leih-Opa“ bewirbt, gibt bei der Stadt ein polizeiliches Führungszeugnis ab. Die Ehrenamtlichen sind in der Zeit des Einsatzes versichert, ebenso die Kinder durch ihre Krankenkasse und die Versicherungen der Eltern.

Das Konzept ist auf Dauer ausgelegt: Im Idealfall bauen Kinder, Eltern und Großeltern eine echte Beziehung zueinander auf, die ähnlich ist wie in einer Familie. In fünf Fällen hat es bei dem Gaggenauer Projekt „Klein trifft Groß“ auf Kinder- wie auf Seniorenseite gefunkt: Teilnehmende an diesem Projekt sprechen von „Wunschenkeln“, und umgekehrt haben die Senioren im Leben der Kinder einen festen Platz. Eine Mutter, die bei den Treffen mit einem älteren Paar zunächst immer zugegen war, erzählt, wie das Vertrauensverhältnis   zwischen den Kindern und Wahl-Großeltern gewachsen ist: „Heute erst waren die Kids beide das erste Mal alleine bei ihr. Sie haben Muffins gebacken und hatten sehr viel Spaß.“ Den Wahlgroßeltern wurde wohl die höchste Ehre zuteil: Die Tochter hat sie schon zu Weihnachten eingeladen. Ähnliches ist von anderen Familien zu hören. „Für uns war das Projekt ein großes Glück“, urteilt ein älteres Paar. Die beiden sprechen schon lange nicht mehr von „Leih“-Enkeln. „Wunsch-Enkel trifft es besser.“

Die Stadt Gaggenau sucht derzeit speziell für zwei Familien einen Leih-Opa oder eine -Oma. Wer offen ist und sich gerne mit Kindern beschäftigt, ist herzlich willkommen, sich bei der Stadt zu bewerben.

Wer Interesse hat, kann sich auf der Homepage der Stadt informieren oder direkt bei der Abteilung Gesellschaft und Familie, Telefon 07225 962 509 sowie unter Mail: gesellschaft-familie@gaggenau.de