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Auch in der Badstraße wird aktuell eine Stopprinne für die Tiere installiert.
© Stadt Gaggenau

05.03.24

Die ersten Kröten, Frösche und Molche sind schon unterwegs zu ihren Laichplätzen. Deshalb laufen die Schutzmaßnahmen der Stadt Gaggenau seit einigen Wochen auf Hochtouren.

Der Gartentrupp der Lebenshilfe unter der Leitung von Mike Busse hat einen 600 Meter langen Amphibienzaun in Ottenau entlang des Rißweges aufgestellt. Die vier Mitarbeiter steckten hunderte von Heringen in die Erde und spannten die Folien entlang des Wiesenrandes. Die Folien müssen fest auf dem Boden aufliegen, damit keiner der kleinen Schützlinge entweicht und auf die Straße gelangt.

„Dort wandern etwa 700 bis 1.000 Tiere. Dies sind Erdkröten, Grasfrösche und Molche, vereinzelt auch Feuersalamander“, erklärt Elke Henschel, Leiterin der Umweltabteilung der Stadt Gaggenau. Die Schutzmaßnahmen finden bereits seit einigen Jahren in jedem Frühjahr statt, sobald der Frost nachlässt. „Hier haben wir das seltene Phänomen, dass die Kröten und Frösche immer noch über die Straße wandern, obwohl das Wohngebiet gegenüber schon lange besteht und es dort keinen natürlichen Lebensraum mehr gibt.“

Das Gefährliche: Die Tiere kehren von Natur aus an den Platz zurück, wo sie als Kaulquappen zur Welt gekommen sind. Also dort, wo schon ihre Eltern gelaicht haben. Oft sind die natürlichen Wege zerschnitten durch Straßen und Wege, auf denen Autos fahren. Die Tiere müssen deshalb umgelenkt werden, damit sie nicht überfahren werden. Den natürlichen Weg haben die Tiere ein Leben lang gespeichert.„Ein Frosch kann durchaus 20 Jahre alt werden“, verdeutlicht Elke Henschel.

Aber die nächste Generation kann an neue Laichplätze herangeführt werden, wo sie sich vermehren kann. In Ottenau wurde dafür eigens ein Tümpel angelegt. Die Amphibienzäune, wie sie in der ganzen Region zu sehen sind, dienen dazu, den Tieren einen sicheren Weg zu weisen – denn die Frösche, Kröten und Salamander wandern am Zaun entlang, immer in der Hoffnung, auf ihre alte Route zurückzukommen. Die Zäune münden in Kisten, die etwa 20 Zentimeter tief eingegraben werden. Dort fallen die Tiere hinein – und machen es den vielen ehrenamtlichen Helfern leicht, die Tiere gesammelt zum Tümpel zu tragen.

Inzwischen sind es fast 40 ehrenamtliche Helfer, die abends bei Dunkelheit die Straßen absuchen, um die Amphibien einzusammeln und sicher zu ihren Laichplätzen tragen – nicht nur in Ottenau, sondern auch am Waldseebad. Dabei müssen sie selbst aufpassen, dass ihnen nichts passiert. Elke Henschel: „Sie tragen Warnwesten und sollten nie alleine unterwegs sein. Wir bitten deshalb die Autofahrer, aus Rücksicht auf Menschen und Tiere langsam und vorsichtig zu fahren.“ Für das ehrenamtliche Engagement ist die Stadt sehr dankbar. „Unter den Helfern sind auch Familien mit Kindern. Manche sind sogar über ihre Kinder zu uns gekommen“, stellt Elke Henschel fest. Viele seien fasziniert, wenn sie die Tiere hautnah erleben.

Am Kurpark in Bad Rotenfels wurde die Amphibienwelt durch die Erweiterung des Parkplatzes vor einigen Jahren empfindlich gestört. In den vergangenen Jahren musste ein Teil der Badstraße, die in den Gemeindewald führt, wochenlang auch für Fußgänger gesperrt werden, weil die Stadt dort Holzdielen für die Krötenwanderung aufstellen ließ. Derzeit wird dort eine Stopprinne installiert, so dass der Weg ganzjährig begehbar ist.

Solche Stopprinnen gibt es bereits am Waldseebad. Für Kröte und Co. funktionieren sie wie Tunnel. Durch ein Gitter fallen sie in eine Rinne mit einer Wandhöhe von 42 Zentimetern. So können die Frösche und Kröten nicht heraushüpfen oder -klettern und gelangen sicher auf die andere Wegseite. Rund um das Waldseebad wurden manche Rinnen mit Klappen versehen. Diese werden nachts aufgestellt, damit die Tiere nicht aufs Badgelände spazieren.

Info: Der Weg in den Gemeindewald am Ende der Badstraße ist noch bis 11. März gesperrt.