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Oberbürgermeister Florus ernannte Christoph Kohlbecker 2010 zum Ehrenbürger.
Oberbürgermeister Florus ernannte Christoph Kohlbecker 2010 zum Ehrenbürger.
© Stvw.

03.09.2020

Christoph Kohlbecker war nicht nur für seinen nationalen und internationalen Erfolg als Architekt bekannt. Auch in Gaggenau war er eine im hohen Maß geschätzte Persönlichkeit, die sich große Verdienste um die Stadt und ihre Bürger erworben hatte. Kohlbecker hat Vereine und Gemeinschaften unterstützt, soziale Einrichtungen gefördert und ehrenamtlich die Gremien des Gemeinderats bei der baulichen Entwicklung der Stadt begleitet. Am 6. Juni 2010 wurde ihm in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Stadt Gaggenau das Ehrenbürgerrecht verliehen. Groß ist die Trauer beim Gemeinderat, der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft über seinen Tod am 20. August 2020.

Geboren ist Christoph Kohlbecker am 19. März 1935 in Gaggenau. Nachdem Kohlbecker sein Abitur am Markgraf-Ludwig-Gymnasium in Baden-Baden gemacht hatte, studierte er von 1954 bis 1959 Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Sicherlich war diese berufliche Ausrichtung zum Teil durch seine Herkunft aus einer Architektenfamilie bedingt. Der Vater Karl Kohlbecker entwarf das Gaggenauer Rathaus, sein Großvater Karl Hans Kohlbecker war zwischen 1902 und 1919 Bürgermeister in Gaggenau und ebenfalls Architekt. Nach dem Studium wurde Christoph Kohlbecker Teilhaber im Architekturbüro seines Vaters und wurde später von 1971 bis 2007 der Geschäftsführer. Als Planer von Industrieanlagen, Forschungs- und Schulungszentren hat er sich national und international einen Ruf gemacht. Zudem hat er zahlreiche Bauten für die öffentliche Hand realisiert, darunter Verwaltungsgebäude, Schulen, Mehrzweckhallen, Kindergärten sowie Wohnsiedlungen und Behindertenwerkstätten. Sein wohl bekanntestes Projekt ist die Gestaltung des Potsdamer Platzes in Berlin in Bürogemeinschaft mit Renzo Piano. Obwohl viele seiner Arbeiten weit über die Grenzen Gaggenaus hinausgingen, hat sein Blick stets seiner Heimatstadt gegolten. Hier hat er die Gebäude der Stadtsparkasse, des Goethe-Gymnasiums sowie das Ausbildungszentrum der Mercedes-Benz-Werke geplant. Zudem wurde der Erweiterungsbau der Murgtalwerkstätten und die Errichtung des Oskar-Scherrer-Hauses von dem Architekturbüro Kohlbecker Architekten & Ingenieure, Kohlbecker Gesamtplan GmbH entworfen. Währenddessen unterrichtete er von 1996 bis 2005 als Honorarprofessor für Fabrikplanung an der Universität Karlsruhe. Nachdem seine Söhne Matthias und Florian nacheinander in die Geschäftsleitung eingetreten waren, schied er 2007 aus der Firma aus und war dort nur noch beratend tätig.

Immer wieder betonte Kohlbecker, dass es ein Geschenk sei in Gaggenau zu leben. Das Murgtal sein ein „Paradies“ in das er nach seinen zahlreichen Geschäftsreisen immer gerne zurückgekehrt sei. Und noch mehr gab er zurück – ganz nach dem von ihm abgewandelten Kennedy-Zitat: „Frage nicht, was Deine Stadt für dich tun kann, sondern was du für deine Stadt tun kannst.“ Er machte sich nicht nur große Verdienste mit seinen Leistungen in der heimischen Wirtschaft, sondern war zum gesuchten und geschätzten Ratgeber der Stadtverwaltung geworden. Vor allem bei gestalterischen Fragen, wie der Sanierung der nördlichen Innenstadt, war er stets ein wertvoller Berater mit Weitsicht und Innovationsgeist. Dieses Engagement würdigte Oberbürgermeister Christof Florus auch bei der Ernennung Kohlbeckers zum 14. Ehrenbürger Gaggenaus: „Von Anfang an haben Sie mit großem Interesse den Prozess ‚Zukunft Gaggenau‘ verfolgt und sich – so ideenreich wie tatkräftig – daran beteiligt. Wir verneigen uns vor Ihnen und würdigen Ihre großen und bleibenden Verdienste um unsere Stadt.“ Dass nur gemeinsam etwas bewegt werden kann, hat Kohlbecker ernst genommen. Beispielsweise erwarb er das jahrhundertealte und denkmalgeschützte Michelbacher Hirtenhaus und hatte es dem Förderverein als Schenkung hinterlassen.

„Für all das, was Herr Ehrenbürger und Professor Christoph Kohlbecker für unsere Stadt und zum Wohle ihrer Bürgerschaft getan hat, gebühren ihm tiefster Dank und Anerkennung. Der Gemeinderat, die Stadtverwaltung und die Bevölkerung würdigen mit Hochachtung und Dankbarkeit sein außerordentliches Lebenswerk und werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Er war für uns ein Geschenk,“ so Oberbürgermeister Florus.