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Der Jahrmarkt ist im Wandel

Mitarbeiter der Stadtwerke setzen derzeit die zahlreichen Verteilerkästen
Mitarbeiter der Stadtwerke setzen derzeit die zahlreichen Verteilerkästen.
© StVw

Es ist kein Geheimnis – die Welt befindet sich in einem rasanten Wandel. Das zeigt sich auch bei der traditionsreichen Gaggenauer Herbstmesse, die als Jahr- und Viehmarkt vor mehr als 120 Jahren ihre Wurzeln hat. Die Zeiten in denen Frauen dort ihre Küchenschürze für den Alltag und ihren Faltenrock für den Sonntag oder Wachstuchdecken erwarben, sind längst vorbei. Socken und Mützen, die früher fast ausschließlich auf dem Krämermarkt gekauft wurden, gibt es heutzutage als Aktionsware selbst  im Discounter.

Auch Edith Grimm, die seit nahezu vier Jahren in Gaggenau als Marktmeisterin tätig ist, kann sich an die Bedeutung der Herbstmesse zu ihrer Kindheit erinnern. „Das war ein wichtiger Traditionstermin, auf dem man das ganze Jahr über hingefiebert hat. Zumeist war der Herbstmessen-Sonntag auch verbunden mit dem Einkauf von beispielsweise Schuhe für den Winter“. Heutzutage ist die Herbstmesse zwar immer noch ein großer Magnet im Gaggenauer Veranstaltungskalender, der zahlreiche Besucher aus der ganzen Region anlockt, aber es hat sich eine Verschiebung ergeben. Der heutige Marktbesucher will vor allem Spaß haben, Unterhaltung geboten bekommen, mit Freunden Essen und Trinken. Der Bummel über den Krämermarkt gehört dazu – dient aber längst nicht mehr dazu, wichtige Utensilien für Zuhause zu erwerben, konstatiert Edith Grimm. Die Folge: Die Zahl der Krämer geht seit Jahren kontinuierlich zurück. „Das liegt zum einen daran, dass es für die Krämer immer schwieriger wird, Nachfolger für ihre Stände zu bekommen und natürlich vor allem am deutlich zurückgehenden Umsatz“, erklärt Edith Grimm.

Ein Blick in die Statik unterstreicht ihre Aussagen. Noch im Jahr 2008 hatte die Stadt Mühe, unter den zahlreichen Bewerbern für Krämerstände eine Auswahl zu treffen und musste alljährlich viele Absagen erteilen. 500 bis 600 Bewerbungen waren in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends noch die Regel. Rund 170 bis 180 Stände wurden letztendlich aufgeschlagen und sorgten für einen facettenreichen und abwechslungsreichen Markt. In diesem Jahr gingen bei Edith Grimm gerade einmal noch 140 Bewerbungen ein. Das Ordnungsamt musste deshalb die Reißleine ziehen und ein neues Konzept entwickeln. „Es ist uns alles andere als leicht gefallen, den Markt nun kleiner zu konzipieren“, betont Grimm. Denn auch sie hing an dem beliebten Rundkurs von der Eckener-Straße, Jahnstraße über die Konrad-Adenauer-Straße zur Amalienbergstraße. „Das war ein schöner durchgehender Rundlauf, den wir eigentlich nicht aufgeben wollten“. Doch angesichts klaffender Lücken zwischen den Ständen, musste sich die Marktmeisterin den Tatsachen stellen und eine neue Lösung erarbeiten. Das heißt, dass in diesem Jahr erstmals in der Amalienbergstraße keine Händler aufschlagen werden. Die dortigen Händler werden die Lücken im übrigen Marktbereich besetzen. „Natürlich hätten wir diese Lücken auch mit Kleiderhändlern besetzen können“, erklärt Grimm. Aber „es geht nicht nur um die Quantität, sondern auch um die Qualität“. Und so erwartet die Besucher nun ein zwar etwas kleinerer Markt mit rund 100 Ständen aber dafür auch ein „feiner Markt“ mit klassischer Krämer-Bestückung. Mehr als die Hälfte der Markthändler sind treue Stammbeschicker, die schon seit Jahrzehnten nach Gaggenau kommen. „Diese Händler wollen wir unbedingt halten und unterstützen“, verweist Grimm auch den wohl größten Konkurrenten, den Internethandel.


Ohne Strom und Wasser geht nichts


Schon seit Tagen sind Mitarbeiter der Stadtwerke und Technischen Betriebe auf dem Messegelände unterwegs, um Strom- und Wasseranschlüsse herzurichten. Die Zahlen sind beeindruckend: Um die benötigte Menge an 1400 Kilowattstunden permanent bieten zu können, braucht es einiges. Allein 24 Starkstromkästen mit Wechselstrom sowie 32 Wechselstromanschlüsse und weitere zwölf Baustromverteiler mit Starkstrom wurden eingerichtet. An zwei weiteren großen Baustromverteiler kann an gleich elf Starkstromanschlüssen gezapft werden. Des Weiteren stehen Senkelektranten zur Verfügung. Fast 300 Meter Kabel werden verlegt, damit die Fahrgeschäfte ihre Runden drehen können und die Versorgungsstände Grills und Öfen anheizen können. Über 200 Meter misst auch die Brückenbeleuchtung für die Flürscheimbrücke.

Gerichtet sind zudem insgesamt 48 Wasseranschlüsse, die insbesondere von den bewirtenden Vereine und Imbissbuden benötigt werden. Wasser und Strom wird aber auch im „Caravan-Viertel“ benötigt, wo die Schausteller über die Tage wohnen.
Schon öfters waren Edith Grimm und Patrizia Fritz in letzter Zeit mit ihrem Messgerät unterwegs, um auszubaldowern, wie die Stände angeordnet werden können und um anschließend in die Pläne die nötigen Anforderungen an Strom und Wasser notieren zu können. Auch die strategisch sinnvolle Aufstellung der Toiletten wird dabei besprochen. So gibt es erstmals einen neuen WC-Standort im rückwärtigen Bereich des Sandplatzes, in der Nähe des Rindeschwender-Denkmals. Dort ebenso wie in der Toilettenanlage in der Eckenerstraße sind auch Behindertentoiletten integriert. Weitere WCs befinden sich direkt auf dem  Festgelände.