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OB Michael Pfeiffer erläutert am Modell die Planungen.
© Stadt Gaggenau

05.10.23

Auf großes Interesse stieß am Donnerstagabend die Vorstellung der Planungen für das Bahnhofsareal. Rund 80 Bürgerinnen und Bürger, darunter viele Anwohner aus der Hildastraße waren in die Jahnhalle gekommen, um von Stadtverwaltung, Planern und Investor mehr über das geplante Vorhaben zu erfahren. Dabei betonte Oberbürgermeister Michael Pfeiffer, „dass wir noch am Anfang des Beteiligungsprozesses stehen“.

Ab sofort, bis zum 30. Oktober, besteht die Möglichkeit, sich zu dem Bebauungsplanentwurf zu äußern. Der Entwurf ist über die städtische Homepage oder auch vor Ort im Rathausfoyer einsehbar. Anschließend werden alle eingegangene Stellungnahmen bewertet und dem Gemeinderat vorgestellt, erläuterte Maximilian Krebs, Leiter des Amtes Städtebau und Umwelt, das weitere Vorgehen. Kommt es zum Satzungsbeschluss und anschließenden Baugenehmigung kann der Investor, die Firma Wilhelm aus Achern, mit dem Bau starten. Mit dieser möchte die Stadtverwaltung zudem einen städtebaulichen Vertrag abschließen, um ergänzend Vereinbarungen zur Umsetzung zu treffen. Maximilian Krebs erinnerte zudem daran, dass die Planungen für den Bahnhof ein Teil eines Prozesses sind: Im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung hatte die Stadt schon 2018 in einem Wettbewerb namhafte Planungsbüros aufgefordert, Entwürfe für eine städtebauliche Neuordnung im Bereich Stadtmitte zu entwickeln. Im Mittelpunkt stehen dabei das Areal am Bahnhof entlang der August-Schneider-Straße, das Gebiet zwischen Hildastraße und Luisenstraße südlich der Leopoldstraße sowie der Bereich zwischen Bahnhofplatz und Hauptstraße. 2019 wurden die Sieger gekürt und die Modelle in einer Ausstellung im Rathaus präsentiert. Auch der Planer, Professor Michel Roeder von LAROB, Studio für Architektur verwies zunächst auf das gesamte Konzept für die drei Bereiche in der Innenstadt. „Wir wollten diese identitätsstiftend entwickeln“, erklärte er. Ein wichtiges Anliegen sei ihnen zudem gewesen, die Baukörper so zu entwickeln, dass sie unterschiedliche Nutzungen ermöglichen. Ausdrücklich betonte Roeder deshalb auch, dass es sich bei der Visualisierung der vier Gebäude um „eine Absichtserklärung handelt“, die sich noch verändern kann. Wichtig sei, dass Ästhetik und Qualität nicht leiden, „es muss am Ende nicht überall Glas sein“, betonte er. Insgesamt besteht der Komplex aus vier Stadthäusern, die durch Fugen voneinander getrennt sind. Leiten ließen sich die Planer von der Gaggenauer Industriegeschichte. So ist das Projekt auch eine Reminiszenz an den Glasersteg (wird an den Fugen sichtbar) und die Sheddächer wie es früher in Gaggenau bei Industriebauten typisch war. Diese begrünten Fugen ermöglichen einen Durchgang zum Bahnsteig und dienen gleichzeitig dem Aufenthalt oder als Treffpunkt. Die Geschosszahl liegt zwischen fünf und sieben. In den Erdgeschossen wird es Zeitschriftenhandel, gastronomische Einrichtungen, Physiotherapie und einen Empfangsbereich für das in den oberen Geschossen von zwei der vier geplanten Gebäude Seniorenwohnen geben. In den weiteren zwei Gebäuden sind in den Obergeschossen konventionelle Wohnungen vorgesehen. Im nördlichsten Gebäude ist unten die Tiefgarageneinfahrt vorgesehen. Realisieren möchte das Projekt die Firma Wilhelm aus Achern. Diese ist bereits Eigentümerin der entsprechenden Grundstücke auf denen sich der Bahnhof und das Sparkassen-Parkhaus befinden. Der mittelständische Familienbetrieb hat in Gaggenau bereits 150 Wohnungen in den vergangenen 15 Jahren in Gaggenau geschaffen, darunter auch das Ärztehaus sowie die Wohngebäude in der Hildastraße. „Wir kennen den Markt und bringen Erfahrung mit“, betonte Christian Wilhelm. Er rechnet mit einer gesamten Bauzeit von knapp 3,5 Jahren. Dabei werde abschnittsweise vorgegangen. Begonnen wird auf dem Gelände, auf dem bislang noch das Parkhaus steht, mit dem Bau der Tiefgarage. Im besten Fall könnten bereits Mitte/Ende 2024 die ersten Bagger rollen.

Bei der Vorstellung kamen zahlreiche Fragen auf, eine Auswahl wird hier nochmals zusammengefasst:

 

Was genau ist in den Häusern geplant?

Im ersten und höchsten Gebäude soll es wieder den Zeitschriftenhandel und ein Café geben. Zudem soll auf der obersten Etage eine Aussichtsmöglichkeit geschaffen werden, die öffentlich zugänglich ist, so dass jeder von oben auf Stadt und Umgebung schauen kann. In den Geschossen oberhalb des Erdgeschosses sind ansonsten Wohnungen vorgesehen. Im zweiten Haus wird im Erdgeschoss eine Physiotherapiepraxis einziehen, in den Geschossen darüber entstehen Wohnungen. In den Häusern drei und vier sind in den Obergeschossen Seniorenwohnen vorgesehen. Im Erdgeschoss des dritten Hauses ist ein Empfangsbereich für die Bewohner geplant.

Wo sollen die Bewohner parken?

Für die Bewohner der vier Stadthäuser wird es eine Tiefgarage mit 80 Pkw-Stellplätzen geben. Dabei werden bei der Berechnung gesetzliche Vorgaben zugrunde gelegt. Für die Bewohner des Seniorenwohnens wird demnach rechnerisch nur ein halber Parkplatz berücksichtigt, da die meisten Menschen im betreuten Wohnen kein eigenes Fahrzeug mehr haben. Auch sonst zeigt die Erfahrung, dass Personen, die sehr zentral wohnen, zunehmend auf Autos verzichten und stattdessen den ÖPNV nutzen.

Wo parken die bisherigen Nutzer des Sparkassen-Parkhauses?

Für die Mitarbeiter der Sparkasse wird Ersatz in der neuen Tiefgarage geschaffen. Die Öffentlichkeit nutzte bislang wenig das Parkhaus. Zudem sind in den Parkhäusern Hildastraße und Murgtalcenter ausreichend Parkplätze zur Verfügung.

Wer zahlt den neuen Gebäudekomplex?

Grundstückseigentümer, Bauherr und Investor ist die Firma Wilhelm aus Achern, die es privat finanziert. Die Stadt Gaggenau ist nicht am Bau der Stadthäuser beteiligt.

Gibt es noch mehr Grün?

Ja. Die Stadt Gaggenau wie auch das Planungsbüro wollen mehr Grün schaffen. Dies gilt nicht nur für das Gebäude selbst, sondern vor allem auch für die Umgebung. Hier wird im Auftrag der Stadt gerade ein Konzept zur Begrünung erstellt.

Warum ist das Gebäude so hoch?

Zum einen ist es als markantes „Stadteingangsbild“ so gewollt, dass es auffällt. Zum anderen geht es aber vor allem darum, ressourcenschonend möglichst viel Wohnraum zu schaffen. In der Innenstadt kann und muss hochgebaut werden. Grundstücksflächen für Wohnbau sind endlich.

Ist es nun nicht höher als ursprünglich geplant?

Insgesamt ist es nur etwa einen Meter höher als ursprünglich geplant. Richtig ist, dass es nun mehr Geschosse sind als 2019 noch angedacht. Das beruht darauf, dass bei der ersten Planung viele Nutzungs-Optionen offengehalten wurden und so teilweise bis zu vier Meter Geschosshöhe eingeplant worden waren. Da nun in den Obergeschossen „nur“ Wohnungen geplant sind, hat sich die Geschosshöhe verändert und es gab Platz für ein Geschoss mehr.

Warum hat das Gebäude so viel Glas?

Die jetzige Visualisierung der Gebäude ist nur eine Momentaufnahme. Ob es nachher so viel Glasfronten geben wird, steht noch nicht fest. Zudem gibt es verschiedene Sonnenschutz-Möglichkeiten. Bedacht werden muss auch, dass die Wohnungen meist nur zwei Fronten haben und deshalb auch Licht von außen benötigen. Vorgesehen sind für die Bewohner teilweise Loggien.

Müssen Anwohner in der Hildastraße mehr Lärm, z.B. durch Schall befürchten?

Hierzu wurde ebenfalls ein Gutachten erstellt, das zum Ergebnis kam, dass die Erhöhung der Lärmpegel auf der anderen Bahnseite durch Schallreflexion des Bahnlärms unter einem Dezibel sein wird und damit nicht wahrnehmbar.

Müssen Anwohner fürchten, dass sie keine Sonne auf ihren Terrassen/Balkonen mehr haben.

Auch dies wurde berechnet. Der Schattenwurf der neuen Gebäude reicht nur bis etwa zur Mitte der Gleise und wird die gegenüberliegende Häuserreihe in der Hildastraße nicht beeinträchtigen.

Nimmt die neue Stadthausreihe die bislang freie Sicht?

Ja, das kann passieren. Es gibt jedoch kein Recht auf freie Sicht. In jedem Baugebiet kommt es zu Veränderungen, wenn freie Grundstücke bebaut werden. Damit muss leider jeder rechnen, auch wenn verständlicherweise jeder gerne freie Aussicht hätte.

Gibt es später noch einen Gehweg und Platz am Bahnsteig zum Unterstehen?

Ja, zur August-Schneider-Straße hin wird es weiterhin einen Gehweg geben. Durch die Fugen gibt es mehrere Unterstehmöglichkeiten und auch beim Haus 1 (wo sich Zeitschriftenhandel und Café befinden), wird es überdachte Warteflächen geben. Hier werden auch weiter die Fahrkartenautomaten stehen.

Was ist mit öffentlichen Toiletten?

Die Stadt Gaggenau möchte, dass weiterhin beim Bahnhof öffentliche Toiletten angeboten werden. Es wird deshalb im städtebaulichen Vertrag mit dem Investor eine Regelung hierzu geben. Unklar ist aktuell noch der Standort.

Wo kann man den Bebauungsplanentwurf einsehen?

Er ist auf der Homepage der Stadt Gaggenau zu finden, unter diesem Link: www.gaggenau.de/oeffentliche-auslegungen.13737.htm

Zudem liegt er bis zum 30. Oktober im Foyer des Rathauses zur Einsicht aus.

Wo und wie gebe ich meine Stellungnahme ab?

Die Stellungnahme kann schriftlich per Post, per Mail oder auch mündlich zur Niederschrift direkt im Rathaus eingereicht werden. Mail: stadtplanung@gaggenau.de